TibeterInnen verhaftet

■ Treffen mit Diplomaten verhindert

Peking (dpa/taz) – Der einwöchige Tibet-Besuch einer Gruppe europäischer Botschafter endete mit einem Eklat: Die Diplomaten waren aus Peking nach Tibet gereist, um sich über die Menschenrechtssituation in der 1951 von China besetzten Region zu machen. Als sie am Samstag erfuhren, daß im Vorfeld ihres Besuches tibetische Dissidenten festgenommen worden waren, sagten sie das geplante Abschlußbankett für ihre Gastgeber ab. Bereits Mitte der vergangenen Woche hatten westliche Menschenrechtsorganisationen von den Verhaftungen erfahren und daraufhin versucht, die Botschafter zu einem Abbruch der Reise zu bewegen. Nach anfänglichen Dementis habe der Vizegouverneur Tibets am Samstag eingeräumt, daß zwei Männer und eine Frau wegen Aktivitäten „gegen die nationale Sicherheit“ verhaftet worden seien. Er habe erklärt, die Frau sei inzwischen freigelassen worden, die Ermittlungen gegen die zwei Männer dauerten an. Die EG-Botschafter baten vergeblich, sie sehen zu können. Sie wollen über den Beginn des Gerichtsverfahrens informiert werden, um einen Beobachter schicken zu können. Im Rahmen des Besuchs konnten die Botschafter das Drapchi-Gefängnis besichtigen, aber nicht mit Gefangenen sprechen. Der Wunsch, ein Umerziehungs- Arbeitslager zu besichtigen, wurde zurückgewiesen. „Dies war eine schwierige Reise“, sagte ein Diplomat am Sonntag, „wir haben keine Information erhalten können, die unsere Bedenken über die Menschenrechtssituation in Tibet hätte ausräumen können.“ Es sei ihnen nicht möglich gewesen, mit anderen als von den Behörden handverlesenen TibeterInnen zu sprechen, hieß es. Das Tibet-Information- Network hat Informationen über möglicherweise mehr als 100 Verhaftungen erhalten.