Sauber häßlich

■ „Feldforschung Hausfrauenkunst“ im Schlachthof bereits im achten Monat / Tom Gefken und Theo Scherling: Gestank ohne Geruch

Oh Mutterglück. Nur oben sind sie noch ein klein wenig bunt, die fünf Kittelschürzen; aber sie lassen erahnen, wie duftig-blumig sie einst gewesen. Steif und schwer und asphaltgrau hängen sie an der Leine. Unter ihnen jeweils eine lila oder rosa Plastikwanne mit Kinderfoto, das unter dem triefenden Grau verschwindet.

Schein und Sein im Hausfrauenalltag. Im achten Monat ist sie nun bereits, die „Feldforschung Hausfrauenkunst“ im Kulturzentrum Schlachthof, mit insgesamt neun Ausstellungen. Nach Damenstrumpfhosen, Fleischobjekten, absurden Haushaltsmaschinen oder dem manischen Haushaltsplan zeigen nun der Bremer Künstler Tom Gefken und sein Münchner Kollege Theo Scherling „Installation“ und „Szenario“.

Es ist die erste Ausstellung in dem Zyklus, die ausschließlich von Männern bestritten wird. Ob die beiden Künstler Hausmänner sind, steht leider nicht in ihrer Vita. Für Tom Gefken und Theo Scherling ist „Hausfrau“ von vornherein mehr: „Hausfrau“, das impliziert bei Gefken die Familie und bei Scherling Lebensart. Sie haben etwas Ekliges an sich, die Installationen Tom Gefkens. Grau die Schürzen, braun besprenkelt die „Schweißtücher“, die wiederum in Fünferreihe nebeneinanderhängen, starr vor aufgemaltem Schmutz. Sie stinken, obwohl überhaupt nichts zu riechen ist. Das Häßliche unter sauberer Oberfläche interessiert Gefken, das Gräßliche im Haus, in der Familie. Sein „Album“ aus dunkler, farbdurchtränkter Pappe, das zum Durchblättern auf weißem Tischchen parat liegt, faßt sich ruppig an.

„Typisch männlich“ — zumindest was diesen Ausstellungszyklus betrifft — Theo Scherlings Blick auf die Maschinerie in Haus und Leben. „Mechanisierung und Herrschaft“ nennt er seine Collagen. Sie wollen provokativ sein, Scherling treibt die alltäglichen Requisiten optisch in die Enge, preßt sie in einen Wohnanhänger und setzt sie neben dicht hängende Schweinekadaver. „Mechanisierung und Herrschaft“ erinnert an die Schreck-Geschichten von den Chicagoer Schlachthöfen: schwarz skizzierte Rinderskelette mit eingestochenen Besamungsspritzen; „Koch's Pig Killing Apparatus“ mit Hammer und Schlagvorrichtung auf Schweinekopf, dazu plaziert Scherling (doch!) weibliche Schönheiten auf Foto.

Ein aufregender und forschfreudiger achter Monat der „Hausfrauenkunst“ im Schlachthof, der noch bis 6. Juni dauert.

Das Künstlerpaar Anja Schindler und Matthias Träger vom sechsten Monat hat übrigens dem Ende des Zyklus vorgegriffen; die beiden haben inzwischen ein Kind bekommen.

Silvia Plahl