Stadtfest macht frei!

■ Es ist wieder soweit: Freitag und Samstag gehört die City dem achten Stadtfest und damit vermutlich den Bürgern

Das Stadtfest ist nämlich gar nicht so! Also nur so! Böse Zungen lallen ja immer was von verfressen und versoffen. Aber nein, ohne das Stadtfest wäre unsere kleine Stadt um ein kleines Stückchen Umweltschutz ärmer. Denn dieses Jahr muß das Stadtfest spülen! Und zwar was das Zeug hält. Das Zeug sind eigentlich Kunststoffgläser, die man daran erkennt, daß sie eine Mark Pfand kosten und nicht splittern. Außer, wenn sie vielleicht von Gabelstaplern überrollt werden, also eher nicht.

Auf der gestrigen Pressekonferenz im Deutschen Haus konnte Herr Becker vom Stadtamt auch uns von der Presse mit seinen alternativen Verzehrmittelangeboten begeistern. Die ökologisierte Darreichungsform von Verzehrmitteln hat nämlich in Bremen eine Zukunft und sogar klassische Vorgänger, also Vergangenheit! Am klassischsten findet Herr Becker demnach die Bratwurst im Brötchen. Eine Verzehrform, die ganz ohne Pappe abgeht!

Herr Ostendorf vom Bremer Veranstalter KPS muß da doch ein wenig schnaufen, schließlich muß er für den Mehrweg Mehraufwendungen leisten, im Klartext Spülwasser und Spülfrauen. Damit trotzdem genug von ihrem Bier fließt, hat die dafür zuständige Bremer Brauerei die Anschaffung der Mehrwegigen auf ihre Kappe genommen.

Es kommt aber noch doller: Wenn's ganz doll voll wird auf dem Stadtfest, und die ersten unruhigen Schlangen wegen des Wechselns von Pfandbechern entstehen, und die Luft nach ersten Auseinandersetzungen riecht, was aber eventuell nicht schlimm ist wegen der nichtsplitternden Kunststoffbecher — damit das also alles nicht passiert, ist für die stauträchtige Zeit so ab 23 Uhr vorgesehen, doch pfandfreie Gläser auszugeben. Die aber, ja, auch wieder vorbildlich in gelben, naja, durchsichtig gelben Säcken entsorgt werden.

Sollte der Massenandrang bereits um 19 (18, 17, ...?) Uhr auf den Marktplatz drücken, ist pfandfreies Trinken auch schon ab 19 (18, 17,...?) Uhr gestattet. Frau Walther, Projektleiterin Stadtfest von KPS, wird auf jeden Fall fernmündlich mit den Einsatzleitern des Stadtamtes verbunden sein und das Kommando zur Ausgabe der alternativen Alternativbecher abstimmen. Alles zum Schutze der Umwelt!

Auch die Bürgerschaft hat sich dieses Jahr Schutz vor den Buden, eigentlich: Pavillons — noch besser: Beduinenzelte — erbeten. Nicht wegen Gefahr, sondern wegen beeinträchtigter Zugänglichkeit.

Ansonsten wird es von Pädagogen ein Kinderprogramm, von Philipp Morris ein Gameshowprogramm und von allen möglichen, aber auch von Roger Chapmann ein Gesangsprogramm (Freitag, 0.00 Uhr, Domhof) geben. Herr Ostendorf möchte noch hingewiesen haben auf die deutsche Volksmusik der „Original Weserländer“, auf die er sich schon freut und die sich auch schon freuen, nicht zu verwechseln mit den Egerländern, klar. Unter den erbaulichen Rathausarkaden wird es im übrigen noch adäquates Kunsthandwerk geben. „Auch Vasen?“ „Auch Vasen!“ Noch Fragen? Nein. Claudia Kohlhase