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■ Press-SchlagDiego zu Juventus?

Zwei, die den gleichen Gegner zu bekämpfen haben, können leicht gute Freunde werden. Diego Armando Maradona, derzeit – noch – beim spanischen Erstligisten FC Sevilla aktiv, muß sich zeit seines Fußballerlebens mit ignoranten Bürokraten, selbstherrlichen Funktionären und Trainerekeln herumärgern. Erscheinungen, die im Alternativfußball abgeschafft sind. Logische Folge: Die Bunte Liga Aachen, die schon den Papst als Ehrenmitglied in ihren Reihen weiß, bietet Diego Armando Maradona „fußballpolitisches Asyl“.

In einem Telefax, das jetzt zu Händen „des Göttlichsten aller Fußballer“ nach Sevilla ging, wollen die Alternativkicker aus Deutschlands größter Buntliga dem argentinischen Weltstar „Spielfreude und Balles-Lust pur in der Liga Colorada“ verschaffen. Vorsitzender Dieter Becker: „Freundlicherweise hat sich die Mannschaft von Juventus Senile bereit erklärt, Maradona in ihren Reihen mitspielen zu lassen.“

Anlaß waren Maradonas neueste Querelen mit der spanischen Polizei. Die behauptete, er sei innersevillanisch zu schnell gefahren, und versuchten ihn zu demütigen: „Ausweis, por favor!“ – „Habe ich nicht dabei, ich bin doch der Maradona.“ – „Mitkommen.“ Logisch, daß Diego die Nase voll hat von Sevilla. Außerdem will Maradona in Zukunft maximal dreimal wöchentlich trainieren. Die Bunte Liga verspricht ihm beste Voraussetzungen: Juventus Senile trainiert maximal dreimal jährlich. Und Aachen bietet „weltweit einmalige Voraussetzungen“ für Diegos Autofreuden. Keine Stadt sonst weiß drei Formel-1-Pisten so nah: Zolder, Spa und „la pista de las pistas“, der Nürburgring.

Für seine Ankunft in Aachen hat sich die Bunte Liga schon einiges ausgedacht: zum einen will man ihm von den wunderbar legalen coffeeshops im benachbarten Maastricht berichten, „die allerlei Rauchwaren zur körperlich-mentalen Entspannung“ feilbieten. Zum anderen will man Maradona, ganz alternativ, ein Vollkorn-Asado (asado integral) kredenzen. Und das mit dem Autofahren, sagt Dieter Becker (von Beruf Verkehrsplaner), „gewöhnen wir ihm dann Stück für Stück ab“: Die samstags autofreie Innenstadt Aachens sei der beste Anschauungsunterricht für den Umstieg auf Bus und Rad.

Für das Turnier um die Deutsche Meisterschaft am kommenden Wochenende auf dem Aachener Tivoli wäre der Argentinier laut Buntliga-Statuten schon spielberechtigt. „Doch ich befürchte“, so Dieter Becker, „die spanische Polizei wird die Freigabe nicht so schnell erteilen.“ Bernd Müllender

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