Besetzung nicht nur aus "Fun"

■ Gesamtschule Farmsen: Selbst die Kleinen "sind wahnsinnig engagiert"

: Selbst die Kleinen „sind wahnsinnig engagiert“

Ein wenig besorgt ist Marcus doch: „Im Dunkeln geht ihr besser nicht allein draußen 'rum“, ermahnt er einige frech-punkig gekleidete 13- bis 14jährige Mitschüler, die gerade verschwitzt an ihm vorbeirennen. Marcus steht als Wachposten an der Eingangstür der Erich-Kästner-Gesamtschule (Farmsen). Im hellerleuchteten Vorraum liegen in zwei Ecken unordentliche Kleider- und Schlafsackhaufen.

Es ist Dienstag, der Vorabend des Tages X. Rund 80 SchülerInnen der Gesamtschule und ihre Gäste aus den benachbarten Schulen haben sich im Laufe des abends eingefunden, um in den ungemütlichen Schulräumen zu übernachten. Es ist die erste Schulbesetzung, die von der Schulpolitik AG, zu der auch Marcus und der 20jährige Christian gehören. Die Asyldiskussion im Bundestag findet Christian „zum Kotzen“: „Da werden die Probleme der Einheit auf die Flüchtlinge abgewälzt.“

„Schade, daß so wenige gekommen sind“, bedauert er. Aber während die älteren SchülerInnen etwas gelangweilt am Schuleingang stehen, rennen und albern die Jüngeren herum. „Die sind wahnsinnig engagiert“, urteilt die 19jährige Silke über die kleineren Siebt- bis Neuntkläßler.

Einige von den kleinen Punks haben die „Antifa Pumuckl“ gegründet - sie verbreiten gute Stimmung. Zur Rockmusik der Gruppe „Abraxas“ wird getanzt und die Köpfe mit den grün und rot gefärbten Haafransen geschwungen. Doch nicht wegen „Fun“ sind sie hier: „Wenns nur Party wäre, wäre ich nicht gekommen“, sagt der 14jährige, hochaufgeschossene Lars.

Im Laufe des Abends setzen sich die SchülerInnen immer wieder in Gruppen zusammen auf den Boden. Nach und nach wirds so gemütlicher. Die Grundversorgung stammt vom Aldi - Chips, Säfte und ein bißchen Hansa-Pils. Die Diskussionen drehen sich um den Rechtsruck, den bereits die Jüngeren zu spüren bekommen: „Die Kleinen müssen sich schon mit den Baby- Faschos der Rappergangs auseinandersetzen. Mich lassen die in Ruhe, weil ich zu alt bin“, sagt Marcus. Nicht zuletzt wegen denen wacht er die ganze Nacht am Eingang. Schlafen will er freiwillig auf dem kalten Fußboden der großen Halle. Zwar ist einer der Klassenzimmer mit Teppich ausgelegt, doch dort schlafen auch die „Pumuckls“. „Ich habe die Tür einen Spalt aufgemacht, die haben geschnarcht wie im Bergwerk“, sagt Marcus. Katrin Wienefeld