Forellen in den Pazifik

■ Jim Vivieaere spielt mit polynesischer Kunst im Übersee-Museum

Eigentlich hätte der Polynesier Jim Vivieaere ja eine große Auswahl für seine Kunstaktion im Bremer Übersee-Museum gehabt. Es gibt eine polynesische Kunstsammlung dort, die aber nur 30 Minuten in der Woche ohne Vergiftungsgefahr betrachtbar ist: 150 Kunstobjekte sind in der deut

hier bitte den Mann

Jim Vivieaere Foto: Ch. Holzapfel

schen Kolonialzeit von den Vul- kan- und Koralleninseln im pazifischen Ozean hierhergebracht worden und lagern jetzt im Magazin des Übersee-Hauses. Sie sind derart lange mit hochgiftigen Konservierungsmitteln behandelt worden, daß sie die Chemikalien nun ihrerseits ausdünsten.

Jim Vivieaere wußte sich zu helfen: Er wählte eine „Kava“-Schüssel, eine hölzerne Zeremonial-Axt und eine Federschachtel, „Waka Huia“, aus, steckte sie in Glasvitrinen und umgab sie mit seinen eigenen Installationen. Mit einem Stipendium des „Arts Council Grant“ von Neuseeland war Vivieaere nach Europa gekommen, um dort die traditionelle Kunst Polynesiens zu studieren und zu vermitteln.

Der Künstler nutzte die Materialnot, um auch mit ein paar „funny things“ die Kultur seiner Heimat zu zeigen: Pazifik-Wasser in einer Flasche, Küstensand, eine Kokosnuß, eine weiße Koralle und ein weißgeblümtes Baumwollkleid — alles wohl konserviert in Plastiktüten mit einem Giftwarnschildchen daneben.

„Ich bin im Grunde gar nicht durch und durch Polynesier“, sagt Jim Vivieaere. Seine Familie stammt von den Cook-Inseln, er selbst ist 1947 in Neuseeland geboren, war einige Zeit in Japan und fühlt sich mittlerweile „auch als Europäer“. All dies wollte er in seinen kleinen Aktionsraum in der Südsee-Abteilung im Museum integrieren. Er kaufte sich Lachsforellen in einem Bremer Laden, druckte die Fischkörper grau auf weißes Papier und läßt sie an der Wand in sein blaues Ozeanbild „schwimmen“.

„Earth — sky — sea“ sind Jim Vivieaeres visuelle Assoziationen, Sand klebt er in seine Bilder, Blau- und Brauntöne bestimmen die Werke seines Projektes, für das er zwei Wochen Zeit bekommen hat. Noch arbeitet er an einem „Tapa Cloth“, einem Stoff, der traditionell von den Frauen in Polynesien aus Holzbast hergestellt wird; eine aufwendige Fertigung, die soziale Funktion übernommen hat. Vivieaere selbst kombiniert seinen „Tapa Cloth“ aus Materialien unterschiedlicher Herkunft wie Japanpapier, weißer Folie und brauner Pappe — „ein visionärer Tapa- Cloth“.

Auch einem Kunstwerk der Maori-Künstlerin Jacqueline Fraser räumt Jim Vivieaere Platz in seinem Projekt ein, da urspünglich eine gemeinsame Ausstellung der beiden in der Bremer Galerie „El Patio“ geplant war, die es nicht mehr gibt. Silvia Plahl