„Keine Probleme mit dem Asylschiff“

■ In Bremen-Hemelingen gehen die sozialdemokratischen Uhren anders als im Westen

Die Hemelinger Bürgerschaftsabgeordnete Gisela Fröhlich (SPD) hatte für die Genossen im Westen kein Verständnis. „Mit dem Asylschiff hier im Allerhafen gibt es keine Probleme, und ich sehe auch keine Schwierigkeiten mit einem Asylschiff im Kohlenhafen. Aber ich bin sicher: Wenn wir das hier politisch so hochgeschaukelt hätten wie die Gröpelinger, dann hätten wir auch Theater.“

Anlaß für die starken Worte war ein Stadtteilspaziergang von SPD-Bürgerschaftsabgeordneten in Hemelingen, bei dem die Abgeordneten u.a. das Asylschiff im Allerhafen angelaufen hatten. Der Eindruck der Sozialdemokraten: Die Bewohner des Schiffs werden von der Arbeiterwohlfahrt vorbildlich betreut, Zwischenfälle mit der Bevölkerung oder unter Asylbewerbern seien die Ausnahme. In Gröpelingen dagegen hat die Ankündigung des Senats, ein zweites Schiff für 400 Asylbewerber im Kohlenhafen festzumachen, zu Parteiaustritten und heftigen Protesten geführt.

„Gewalt gibt es nur in den privaten Unterkünften, wo abgezockt wird“, erklärte Fröhlich gestern. Mangelnde Betreuung und acht- Bett-Zimmer in Einzelhäusern führten zu Aggressionen. „Wenn man uns in einen Raum einsperren würde, hätten wir auch schnell Krach miteinander“, meinte die Unterbezirksvorsitzende im Bremer Osten, Christine Wischer. „Unterbringungen in mittlerer Größe sind machbar“, fand nach dem Stadtteilspaziergang auch Karin Markus. Auf dem Schiff sind ihren Angaben zufolge zwei- und vier-Bett-Zimmer für Asylbewerber aus insgesamt 27 Nationen. Eine solche Unterbringung sei durchaus zumutzbar.

Gelassenheit demonstrierte auch der Ortsamtsleiter in Hemelingen, Hans-Dieter Rissland. „Das läuft hier alles ruhig und besonnen.“ Und für die Deputierte Fröhlich folgte daraus: „Wir werden in der Sozialdeputation auch weiter für Unterbringungen dieser Größenordnung plädieren.“ Voraussetzung sei aber eine Betreuung. „Man kann für individuelle Lösungen bei der Unterbringung eintreten“, sagte Markus, „aber sie sind nicht leistbar“.

Die Grünen fordern dezentrlae Unterbringungskonzepte und feste Häuser für Asylbewerber. Das sei alles schön und gut, meinte Christine Wischer, aber: „Frau Linnert hat sich bis heute noch nicht darüber geäußert, wo jetzt und hier die Leute untergebracht werden sollen.“

Insgesamt hatten die SPDler einen erbaulichen Vormittag im Stadtteil verbracht. In einem Kindergarten sind sie sogar mit einem fröhlichen Lied begrüßt. Außerdem im Programm: ein Besuch im Krankenhaus Sebaldsbrück und beim Wurstkönig Könecke, der allerdings persönlich nicht anwesend war. mad