Komplott gegen Katzenmuseum?

■ betr.: "Zum Schrecken der Genießer", taz vom 14.5.93

betr.: „Zum Schrecken der Genießer“, taz vom 14.5.93

„Eine Kuriosität von internationalem Bekanntheitsgrad“ in Riehen soll einer Sammlung zusammengeraffter Kunstwerke weichen. Was ist geschehen? Die Täter heißen Ernst und Hilde Beyeler, ihre Untat: Sie wollen ihre Kunstsammlung verschenken – nach Riehen eben. Riehen ist ein Vorort von Basel, in den es – wie Ulf Erdmann Ziegler weiß – bis heute ein kleines, aber internationales Publikum von Katzenkuriositätenliebhabern zieht, denn: Riehen hat ein Katzenmuseum, untergebracht in einer alten Villa. Und die soll jetzt einem modernen Kunstmuseum weichen, das Beyeler, der Kunsthändler, der „Mäzen erst noch werden“ möchte, und seine Frau in der Gemeinde erbauen lassen wollen – auf eigene Kosten auch noch, da muß doch etwas faul sein. Schnell ist die Absicht erkannt: Der Kunsthändler will „den Klang der Schlauheit von seinem Namen streifen und ihm etwas Weises hinzufügen.“ [...] Dazu stiftet einer eine einzigartige Sammlung moderner Kunst des 20. Jahrhunderts seiner Heimatgemeinde, ein „gewächshausähnlich“ geplantes Museum von Renzo Piano schenkt er dazu – denn das Ganze soll seinen Namen tragen und adeln. Da müssen Zweifel wach werden „an der Lauterkeit des Unternehmens“. Daß Beyeler seine Sammlung lieber in einem „eigenen Museum vor der Haustür“ haben möchte, wo sich die „Sammlungen von Stockholm bis Madrid“ glücklich schätzen würden, ihre Bestände mit „Versatzstücken seiner Sammlung aufzuforsten“, dafür kann es zunächst keine andere Erklärung geben als Eigennutz und Eitelkeit.

Völlig von der Hand zu weisen und deshalb auch keiner weiteren Recherche bedürftig die Annahme, daß es dem renommierten Basler Kunstmuseum (fünf Kilometer entfernt von Riehen) an Geld und der Stadt an Platz fehlen könnte, um die für die Sammlung notwendigen Räume zur Verfügung zu stellen. Deshalb auch geradezu abwegig, anzunehmen, es sei naheliegend, einen Museumsbau an einem geeigneten Platz außerhalb zu errichten, um der Stadt die Sammlung vollständig zu erhalten, anstatt sie auseinanderzureißen oder wegzugeben.

Es kann sich vielmehr nur um einen Komplott handeln zwischen dem Kunsthändler und einem „mächtigen und erfolgshungrigen Verein der Freunde“, dessen geheimes weiteres Ziel nun auch aufgedeckt ist: die rücksichtslose Vernichtung des Katzenmuseums und an seiner Stelle „ohne jeden Zweifel“ die Errichtung eines „europäischen Kunstdisney“!

Solcherlei Umtrieben des internationalen Patriziertums sollte wirklich ein Riegel vorgeschoben werden. Ich empfehle Ulf Erdmann Ziegler daher, sich (falls noch nötig) um die schweizerische Staatsbürgerschaft und anschließend um ein politisches Amt in Riehen zu bewerben: Als potentieller Retter des Katzenmuseums wird er unter den dort auch vorhandenen Anhängern von Dialekttheatern, Ruhe, Kaninchenzucht und Ordnung sicherlich Wähler finden. [...] Jascha Preuss, Berlin/Basel