Möchtegern-HJ sorgt ungestört für „Ordnung“

■ Uniformierte Neonazis vertreiben Berliner Kinder von einem sächsischen Zeltplatz / Die Polizei „untersucht“ mit Verspätung und ohne Ergebnis

Dresden (taz) – Über eine Gruppe Neonazis, die am vergangenen Donnerstag im ostsächsischen Bernsdorf ein Kinder-Zeltlager der Tempelhofer Maria-Frieden-Gemeinde massiv bedroht hatte, liegen bisher „keine Erkenntnisse“ vor. Die Polizeidienststelle Bautzen „untersucht“ den Vorfall. Ein Ermittlungsverfahren wurde „noch nicht“ eingeleitet. Das erklärte der zuständige Polizeisprecher Peter Bergmann gestern gegenüber der taz. Er selbst habe von dem Vorfall erst „aus der Zeitung“ erfahren.

Fünf mit HJ-ähnlichen Uniformen bekleidete Jugendliche waren gegen 17.45 Uhr, während eines Gottesdienstes der Kinder, in dem Lager aufgetaucht. Sie gingen zunächst durch die verlassenen Zelte und rieten den Betreuern, „gefälligst im Westen“ Urlaub zu machen. Als die Uniformierten in einer von den Kindern gestalteten Lager-Zeitung die Überschrift „Den Nazis keine Chance“ entdeckten, gaben sie zu verstehen: „Es könnte durchaus auch ein Pkw der Gruppe in Flammen aufgehen.“ Die daraufhin alarmierte Polizeidienststelle im zehn Kilometer entfernten Lauta ließ die Tempelhofer drei Stunden warten. Währenddessen waren die Neonazis wieder abgezogen. Noch in der Nacht entschieden die Betreuer, mit den ihnen anvertrauten, etwa einhundert Kindern im Alter von acht bis fünfzehn Jahren nach Hause zu fahren. Kaplan Friedhelm Wangler erklärte gegenüber der taz, daß er noch keine Anzeige erstattet habe. Darüber müsse erst die Gemeinde entscheiden. Der Bürgermeister von Bernsdorf, zur Tatzeit nicht im Ort, habe ihn um Entschuldigung gebeten.

Hintergrund des Angriffs war offenbar, daß sich auf dem Zeltplatz seit längerer Zeit einige Neonazis eingerichtet hatten. Erst am Wochenende war durch die Platzverwaltung ein Zelt aus diesem Grund geräumt worden.

Er berief sich auf Bernsdorfer Jugendliche, die das Geschehen auf dem Zeltplatz beobachtet und bis zur Abreise der Kindergruppe für deren Sicherheit gesorgt hatten. Diese Jugendlichen wußten auch, daß die Neonazis nicht aus Bernsdorf stammen. Gegenüber der taz äußerte Polizeisprecher Bergmann, daß Informationen über den Neonazi-Treff bisher nicht vorliegen würden. Vermutungen, daß die Neonazis aus dem nur 40 Kilometer entfernten Hoyerswerda angereist waren, könne er nicht bestätigen.

Hoyerswerda gilt als ein Zentrum der verbotenen „Deutschen Alternative“. dek

Mosambikaner

zusammengeschlagen

Gera (AFP) — Ein Mosambikaner ist in Gera von Jugendlichen schwer verletzt worden. Die drei Jugendlichen griffen den Mann am Dienstag abend vor einer Gaststätte mit Holzknüppeln an. „Außerdem wurde er mit den mit Stahlnägeln und Stahlkappen besetzten Schuhen der Täter getreten“, erklärte der Polizeisprecher. Als Motiv für ihre Tat hätten die 17-, 19- und 24jährigen Jugendlichen Ausländerhaß angegeben.