Schelte vom Kollegium

■ Zoff im Gymnasium, weil Lehrerin sich um Schülersorgen kümmert

Darf sich eine Lehrerin um die Sorgen von SchülerInnen kümmern, die nicht in ihrer Klasse sind? Am Harburger Friedrich-Ebert-Gymnasium wollen sich die Lehrer eine unbequeme Kollegin vom Hals

1schaffen, weil sie sich für ihre SchülerInnen einsetzt.

Einige Mädchen der 6 k fühlten sich von ihrem Sportlehrer belästigt. So hatte er eines durchgekitzelt und ein anderes geküßt. Die Schülerinnen entschlossen sich, mit ihm, gleichzeitig ist er der Klassenlehrer, darüber zu reden. Dieser habe sie dann nur als „arrogant“ und „rotzfrech“ bezeichnet.

Im Unterricht von Elisabeth Kasch kam der Vorfall erneut zur Sprache. Eine Schülerin: „Wir reden über alle Probleme mit ihr.“ Die 54jährige Lehrerin genießt bei den SchülerInnen großes Vertrauen. Vielen Lehrern der konservativen Schule ist sie deswegen jedoch ein Dorn im Auge.

Als Reaktion auf die Sorgen der 11- bis 12jährigen Mädchen, bat sie diese, mit den Eltern zu reden. Gleichzeitig entschloß sie sich, selbst Kontakt zu den Eltern aufzunehmen. Als der Klassenlehrer dies wenig später erfährt, wirft er ihr eine „Rufmordkampagne“ vor, die seine „Existenz gefährden“ könne.

Das Verhalten der Latein- und Philosophielehrerin hat für viel Unruhe im Lehrerzimmer gesorgt. Auf einer Konferenz stellten die Lehrer mehrheitlich fest, daß sie sich unkollegial verhalten habe. Schulleiter Rolf Jani wirft ihr vor, daß sie den Dienstweg nicht eingehalten habe. Sie hätte sich zunächst an ihren Vorgesetzten wenden müssen, bevor sie mit den Eltern spricht.

Diesen Vorwurf kann die Schulbehörde nicht unterstützen. LehrerInnen können auch dann mit Eltern sprechen, wenn es sich nicht um ihre Klasse handelt. Pressesprecher Ulrich Vieluf: „Es gibt kein formales Verfahren, wonach ein Lehrer in einem solchen Fall vorgehen muß. Die Amtsverschwiegenheit wird bei einem Gespräch mit betroffenen Eltern nicht verletzt.“ Es sei vielmehr die pädagogische Pflicht von LehrerInnen, den ihnen anvertrauten Problemen nachzugehen.

Die Lehrer am Friedrich-Ebert- Gymnasium sehen dies jedoch anders. Zwei Lehrer müssen wegen Überhangs die Schule verlassen. Der Schulleiter kann dem Schulrat die Kandidaten vorschlagen. Elisabeth Kasch ist ein Platz auf der Abschiebeliste so gut wie sicher. Noch vor zwei Monaten war sie von den Schülern als neue Schulleiterin vorgeschlagen worden. Laura