Die Ruten schlagen aus

■ Eine Skulptur von Peter F. Strauß soll in Planten und Blomen Strahlen abwehren

abwehren

Von allen Strahlungen, denen Mensch, Pflanze und Tier rund um die Uhr ausgesetzt sind, scheint die des bipolaren Wassermoleküls das teuflischste zu sein. Das Übel geht jedoch nur von linksdrehenden Wasseradern aus. Die entsprechen genau der Bewegungsrichtung von pathogenen Zellen. Krebskranke, so melden einschlägige Magazine, sollen geheilt worden sein, nachdem sie ihr Bett von der gefährlichen Wasserader entfernten. Im besten Falle lösen falsch gepolte Wasseradern bei höher entwickelten Organismen, die dafür sensibel sind, nur Unwohlsein aus.

Die Kulturbehörde und Peter F. Strauß wollen jetzt Abhilfe schaffen: Unter dem größten Empfänger der Stadt, dem Fernsehturm, nahe den Wasserspielen in Planten und Blomen, steht nun die Skulptur „Wasserspiegel“ oder „Source-Sorcier“ des bayrischen Radiaestheten Strauß. Eine Marmorplatte, deren Dreiecksform nicht nur aus statischen Gründen günstig ist, wird in den Augen des Künstlers auch zu einem Symbol der heiligen Dreifaltigkeit. Die Basis des Dreiecks verschwindet im Erdboden, während es an seiner Spitze von einer marmornen Stütze in einem Winkel von 45 Grad gehalten wird.

Der „Wasserspiegel“ war erstmalig 1988 in der Berliner Ausstellung „Ressource Kunst“ zu sehen. Strauß geht von der Frage aus: „Wie kann man die Ressourcen der Wasseradern nutzen?“ Antwort: Die glattpolierte Unterseite des Marmordreiecks „reflektiert“ die Strahlung der krankmachenden Wasserader seitenverkehrt, also rechtsdrehend. Strauß ist den Adern von Mutter Erde mit Wünschelruten auf der Spur. Doch reicht sein Materialspektrums weiter: Von der Hasenpfote bis zum Nylon könne man alles nehmen — sofern genügend Erfahrung vorhan-

1den. Die Wünschelrute fungiert als Antenne, die die Strahlung des Wassers empfängt. „Treffe ich auf eine Wasserader, kriege ich einen Rutenausschlag – ob ich will oder nicht.“ Versteht sich von selbst, daß der neue Standort von „Source / Sorcier“ erst einmal sorgfältig abgegangen wurde.

Strauß nennt sein Konzept Ra-

1diaesthetik, nach der Methode eines Physikers, der die Messung sinnlich nicht wahrnehmbarer Strahlungen wissenschaftlich betreibt. Durch den „Wasserspiegel“ entsteht ein Korridor positiver Energie bis zu einem in Sichtweite befindlichen Hügelchen. Diese Energie will Strauß mit Hilfe seines Spezialinstrumentes nachgewiesen

1haben: Stellt man sich in diesen Streifen, trifft die energiespendende Strahlung von den Füßen bis zum Magen. Sicher ist, daß Gras, Blumen und Bäume auf dem zwei Meter breiten „good vibrations“- Streifen gut gedeihen werden. Ein möglicher Kult-Kurort für „wilde Männer“? – Rutenausschlag garantiert! Julia Mummenhoff