Ein Volk, das kein Land sein eigen nennt

■ Gestern abend beendeten 350 Roma und Sinti ihre Mahnwache vor dem ehemaligen Konzentrationslager Neuengamme. Anläßlich des 53. Jahrestages der Deportation von Roma in die Gaskammern von Auschwitz und Treblinka protestierten sie seit dem 16. Mai gegen die Verschärfung der Ausländergesetze. Sie befürchten die Abschiebung in Länder, in denen sie Krieg und Pogromen ausgeliefert sind. Da die Kulturbehörde die Gedenkstätte durch die Polizei abriegeln ließ – „Die Gedenkstätte darf nicht für die aktuele Asyldiskussion mißbraucht werden“ –, fand die Protestaktion an einem nahegelegenen Kornfeld statt. Fotos: Hinrich Schultze

Zdravko: „Ich habe Glück, ich habe eine Arbeitserlaubnis. Zwei Stunden täglich darf ich arbeiten. Aber wo gibt es Arbeit für zwei Stunden am Tag?“

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Jezigar: „Ich bin vor dem Krieg aus Jugoslawien geflüchtet, mein Vater ist erstochen. Schau, was die Zeitung schreibt: Ein Brot kostet offiziell 5,67 Mark, aber es gibt kein Brot in Sarajewo. Der Monatsverdienst ist 15 Mark, aber es gibt keine Arbeit. Nur Arbeit als Soldat.“

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„Was bist Du, Roma, Sinti, Zigeuner?“ – „Ich heiße Ismail, und ich bin Schneider!“

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Maria: „Drei Tage Regenwetter, fast alle Kinder sind krank. Jetzt gibt es nur noch heißen Tee mit Zitrone zu trinken!“

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Roto: „Ich komme aus Polen. Alle dachten, mit der Demokratie wird alles besser. Aber es wurde nur schlimmer. Ich kann nicht zurück!“

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Claudia: „Nach dem Streik hier wünsche ich mir nur Musik von Vivaldi und ein gutes Essen!“

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Bozido: „Mein Bruder ist erschossen im Krieg in Jugoslawien. Jetzt sucht mich die Miliz, ich soll Soldat werden. Aber für wen soll ich kämpfen?“

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Rudko: „Wir kommen wieder!“