Vergessliche müssen hungern

■ Wann Geldautomaten die Scheckkarte fressen / Lieber Praecox

Vergessliche müssen hungern

Wann Geldautomaten die Scheckkarte fressen / Lieber Praecox

hierhin bitta das Geld

Dies obskure Objekt der BegierdeF: Tristan Vankann

Sie haben eine Scheckkarte? Passen Sie bloß auf, wie schnell kann die weg sein! Nicht weil Sie sie verloren oder sich haben klauen lassen, sondern weil der Bankautomat sie gefressen hat. Beispiel: Sie haben die Karte eingeschoben und wollen gerade ihre Nummer eintippen. Doch nach der ersten Ziffer wissen Sie nicht mehr weiter. Während Sie noch nachdenken oder in Ihrem elektronischen Taschenkalender nach der Zahlenfolge fahnden, schiebt der Automat die Karte geräuschlos wieder aus dem Schlitz. Sie überlegen immer noch, da zieht der Bankomat die Karte wieder ein. Aus dem Samstagseinkauf wird dann nichts.

Bei der Sparkasse Bremen darf

man 30 Sekunden überlegen, die Deutsche Bank dagegen läßt ihren vergeßlichen KundInnen 60 Sekunde Zeit, sich zu besinnen. Aber auch dann verschwindet die Karte hinter den dicken Bankmauern. Alles zu Ihrem Schutz. Nicht daß sich ein „Unbefugter“ die Karte schnappt und Unsinn damit treibt. Tip eines Bankangestellten: Nichts riskieren, bei Gedächtnislücken lieber gleich auf „Abbrechen“ drücken und in Ruhe weiterüberlegen.

Eine gewisse Narrenfreiheit und Dußligkeit ihrer KundInnen haben die Bankiers jedoch eingeplant: Dreimal dürfen Sie die falsche Nummer eintippen, erst beim vierten Mal ist die Karte weg. Ein Dieb soll nicht bis zum Aha-Erlebnis weiterraten dürfen.

Einbehalten wird die Scheckkarte natürlich automatisch auch dann, wenn die Kundin selbst die Karte bei der Bank hat sperren lassen, zum Beispiel weil sie verlorenging und jetzt von einer unehrlichen Finderin ausprobiert wird.

Häufiger aber sperrt die Bank die Karte wegen eines ratzekahlen Kontos — ein peinlicher Fall. Wenn der Überziehungskredit erheblich überzogen wird, also zum Beispiel ein 4.000-Mark-Kredit um 500 Mark. Veranlaßt werden muß solch eine Sperrung durch Angestellte, der Automat selbst nämlich hat keinen Zugriff auf den Kontostand.

Ansonsten aber rückt der Automat solange Geld heraus, bis das Wochenlimit der einzelnen KundInnen, in der Regel 1.000 Mark, ausgeschöpft ist. Ein Haken bleibt dann immer noch: Sie haben Ihre Zahl gewußt, Ihren Kredit noch nicht überzogen, in dieser Woche noch kein Geld abgehoben und bekommen doch keine Scheine — der Automat hat kein Geld mehr. Die Geld-und Werttranportfirma, die hoch frequentierte Automaten auch wochenends füllt, hat sich verschätzt. „Vorübergehend außer Betrieb“, meldet der Automat dann.

cis