■ Alle Drogen sind gesundheitsschädlich
: Der Staat in der Pflicht

Drogenabhängige gehören nicht ins Gefängnis. Niemand darf ins Gefängnis geworfen werden, weil er Drogen konsumiert. Dabei gibt es für mich keinen Unterschied zwischen den Konsumenten weicher und denen harter Drogen. Alle Drogen sind gesundheitsschädlich, auch die sogenannten weichen. Konsumenten harter Drogen gehören am wenigsten ins Gefängnis. Denn der Konsum harter Drogen ist fast immer verbunden mit Abhängigkeit, also mit Krankheit.

Was ich jedoch befürworte, ist ein Verbot des Konsums aller Drogen. Alle Drogen sind gesundheitsschädlich. Und der Staat hat die Pflicht, seine Bürger vor Schaden zu bewahren. Zwar kann dieses Verbot kollidieren mit dem Recht auf individuelle Freiheit. Doch auch bei anderen Dingen, die mit der individuellen Freiheit kollidieren, greift der Staat ein: Er verbietet das Motorradfahren ohne Helm, verpflichtet zum Anlegen des Sicherheitsgurtes im Auto, verpflichtet zu bestimmten Impfungen und anderes mehr. Die Verpflichtung des Staates zum Schutz der Bürger könnte sich beim Drogengebrauch ausdrücken in der Beschlagnahme der Drogen und einer eventuellen Geldstrafe.

Der Drogenhandel muß auch weiterhin verboten werden. Ich bin überzeugt davon, daß eine Liberalisierung die Zahl der Drogenabhängigen sehr erhöhen würde. Die Liberalisierungsbefürworter argumentieren nicht mit dem Wesentlichen – der Gesundheit –, sondern mit der Ökonomie (die hohen Kosten des Kampfes gegen den Drogenhandel) und der Politik (die politische Macht der großen Drogenkartelle).

Ich finde es bedauernswert, daß es in unserer Gesellschaft – angesichts der Alternative, zu leben oder abhängig von Drogen zu sein – bisher keine andere Lösung gibt als das Verbot des Drogenkonsums. Dies bedeutet, daß diese Gesellschaft nicht fähig ist, allen ihren Mitgliedern ein attraktives und ausfüllendes Leben zu bieten – mit allen schlechten und guten Momenten. Deshalb bleibt uns eine Herausforderung: Verwandeln wir die Gesellschaft. Und vielleicht wird es dann eines Tages nicht mehr notwendig sein, den Drogenkonsum zu verbieten. Nuno Miguel

Der Autor ist Leiter des Lissaboner Informations- und Behandlungszentrums für Drogenabhängige.