Soundcheck

■ Fury in the Slaughterhouse / K.D. Lang

SOUNDCHECK

Gehört: Fury in the Slaughterhouse. Da ich neben dem Tomatenkopf, der bei Fury Gitarre spielt, sechs Jahre die Schulbank gedrückt habe, bin ich für eine objektive Kritik entschieden zu befangen. Eins ist aber unzweifelhaft: das „Wir“-Gefühl zwischen Band und Publikum besteht in diesem Fall in einer seltenen Potenz. Wenn das ausverkaufte Rund im Stadtpark an zwei Tagen jedes Stück mitsingt und vor Begeisterung dampfende Schweißwolken in den Himmel steigen, wenn sich am Ende alle auf der Bühne versammeln, wenn das Repertoire an Rock-Hymnen, die die Band geschrieben hat, in den besoffenen Teenie-Köpfen explodiert, dann ist die Gänsehaut nicht nur Sache des Publikums. Die Band wirkt auch in ihrem sechsten Jahr noch wie die sympathische Schulband, wie die Kumpels, die man kennt, die es geschafft haben, wie Freunde eben. Trotz aller Versuche – insbesondere des Sängers Kai Uwe Wingenfelders – sich wie Stars zu benehmen, ist das Einnehmende der Band ihre bescheidene Steifheit und ihr gesitteter Populismus. Könnte die Rückkehr des Mainstream als Lebensart so aussehen? tlb

Heute abend: K.D. Lang. Die Dialektik von Emmylou Harris und Patty Smith auf der Ebene 1 über Suzanne Vega führt direkt zu Kathy Dawn Lang. Die Gewinnerin des Grammy in der Sparte beste Popsängerin für ihr 92er-Album Ingénue erhält ihre Vibrationen aus vielen derartigen kleinen Zerreißproben. So ist die Verehrerin der amerikanischen Eroberer-Volksmusik Country & Western durch ihr kritisches Verhältnis zu den konservativen Kräften in dieser Musikecke von dort verstoßen worden. Vielleicht aber auch konnten die Stetson-Träger ihre Tötungsphantasien nicht unter Kontrolle bringen, als sie erfuhren, daß Kathy Frauen schärfer findet als Cowboys. Dennoch bleibt sie ihren Empfindungen und ihrem Erbe treu. Ingénue ist ein Poesiealbum voller kleiner kitschiger Musikwunder, die mit einem derartigen Selbstbewußtsein vorgetragen sind, daß daraus direkt Bewegung entsteht: Tanzbewegung. Liebeslieder voller Zuckerguß verbergen immer ein klein wenig textliche Bitterkeit und das ist doch Geschmack? Musik ohne Altersbegrenzung von zeitloser Rührung. tlb

Musikhalle, 20 Uhr