Ohne Streifen

■ Macher der Streetball-Challenge müssen noch üben / Verlierer kaufen keine Basketball-Schuhe

müssen noch üben / Verlierer kaufen keine Basketball-Schuhe

„Die sind so kalt, haben voll abgeblockt“, bewertet die 17jährige Songül Capar den Stil ihrer Gegnerinnen. Sie ist „voll sauer, da wir gegen welche aus einem Verein spielen mußten.“ Kein Wunder. Sie, ihre Schwester, ihre beste Freundin und deren Cousine – alle zusammen die „Nik(i)es" – spielen eigentlich nur in der Max-Brauer- Gesamtschule oder der Handelsschule Altona Basketball und haben sich lediglich aus Spaß, ohne vorher groß zu trainieren, am Massen- Straßenballturnier beteiligt.

Zusammen mit rund 1400 anderen Kids feierten sie am Wochenende auf dem Heiligengeistfeld die große Streetballparty, trotz miesen Wetters kamen immer noch über 10 000 Zuschauer an drei Tagen, um sich das Spektakel eines Herzogenauracher Sportschuhfabrikanten anzuschauen. Die 25 Mark Anmeldegebühr hätten sie auch für einen Volleyball-Contest hingeblättert und Funk und Soul ziehen sie Rap sowieso deutlich vor. „Das hier ist eben mal was anderes, ähnlich wie Dom“, erläutert Songüls Freundin, Ilkay Güner, gelassen. Eine Einstellung, mit der man bei der Streetball-Challenge leider nicht weit kommt.

Zwei Matches gegen wesentlich ältere und in der Regel zwei Köpfe größere Vereinsspielerinnen, das wars. Die langen Haare, T-Shirts und Shorts der vier 17jährigen triefen vor Schweiß nach ihrer 4:16—Niederlage, sie würden aber trotzdem gerne nochmal spielen. „Man hat uns gesagt, wir dürfen dreimal spielen. Wir haben doch im Fragebogen bei Spielerfahrung auch 'wenig' angekeuzt“, bemerkt Ilkay ratlos, während sie eine Ecke ihres T-Shirts auswringt. Statt der gemeldeten 29 Damenteams sind nur 24 gekommen. Diese wurden grob in vier „Divisions“, also Leistungs- und Altersklassen, unterteilt. Pech für Ilkay Güner, da sie und ihre Gang älter als 16 sind und in der 15. Division gegen die Damen über 20 Jahre antreten mußten. Der vom Gewimmel leicht angeschlagen wirkende „Presse-Ansprechpartner vor Ort“ Jan Runau weist den Frust der Mädchen von sich: „Natürlich haben wir die Angaben auf den Fragebögen überprüft, aber nicht immer. Wenn sich einige niedriger einstufen, da können wir nichts machen.“ Die Nik(i)es vermuten ärgeres: „Unser Name hat die geärgert. Dabei trägt Andre Agassi die selben Klamotten wie wir und nicht das Zeug vom Sponsor hier.“ In der Tat hätte es bei der Siegerehrung mit dem Konkurrenznamen wohl Probleme gegeben, denn nur in kompletter Sponsormontur durften die Trophäen in Empfang genommen werden. Alles bei der Streetball-Challenge sollte schön gestylt sein und Werbung für die Schuhe mit drei Streifen machen – das war Vorschrift. Claudia Thomsen