Wie tief unten im Meer

■ Chu Ko und Sun Chao aus Taiwan mit unspektakulär fesselnder Malerei und Keramik im Übersee-Museum

Als wollte er uns einen tristen grauen Regentag versüßen — „Blühende Reise“ hat der Künstler Chu Ko aus Taiwan nach Deutschland geschickt. Ein Geflecht aus schwarzen Linien, mit Farbe gefüllt, einer roten Blüte und viel Violett. Ein kraftvoller Gruß des Malers ,der zur Zeit zusammen mit dem Keramikkünstler Sun Chao Meisterwerke aus Taiwan im Bremer Überseemuseum zeigt. „Blühende Reise“ hat Chu Ko eigens für diese Ausstellung gemalt.

Die beiden Taiwaner geben mit ihren Werken einen Einblick in zwei traditionelle Bereiche ostasiatischer Kunst und Kultur: Malerei und Porzellan. Chun Ko und Sun Chao kennen sich bereits seit über fünfzig Jahren und arbeiten gemeinsam im Palast- Museum in Taipei. Dort traf sie Andreas Lüderwaldt von der Asienabteilung des Überseemuseums vor drei Jahren und lud sie nach Bremen ein. So unspektakulär und bescheiden sich ihre Werkschau nun dort nach außen gibt, so intensiv und nachhaltig vermag sie zu fesseln.

Es sind die Farben. Und es ist die Bewegung, die in den Werken steckt. Chun Ko, der ausschließlich mit Tusche auf chinesischem Papier malt, nimmt die alten chinesischen Schriftzeichen als Ausgangspunkt und verfremdet sie mit leuchtenden Farben. Natur kehrt als Thema in seinem Werk immer wieder; mythisch benennt er sie (“Die Liebe der Landschaft“) und setzt sie wie plastisch um. Allrounder Chun Ko, der auch Philosoph, Dichter, Kunstkritiker, Bronzespezialist und Bildhauer ist, versteht seine Kunst als einen Versuch, östliches und westliches Kunstverständnis behutsam zusammenzuführen.

„Die Schönheit fließt“ nennt der Keramikkünstler, Bildhauer und Maler Sun Chao eines seiner ausgestellten Gefäße. Wie ganz tief unten im Meer: Blau und Grün bestimmen Sun Chaos Werke, neben Vasen und Tellern vor allem flache Porzellantafeln in Bildformat, überdimensionierte Kacheln sozusagen. Viel Kristalle sind darauf zu sehen, die Sun Chao bei einer Brenntemperatur von bis zu 1.300 Grad erzeugt. Er bürstet und wischt die Farben während des Brennvorganges; seine Bildtafeln wirken wie Aquarelle. Sie verarbeiten Rhythmus und Harmonie der Natur und öffnen die Sinne für das Leere: „Regen hören“.

Ein über und über kristallener blauer Teller von Sun Chao wird übrigens als Geschenk im Bremer Übersee-Museum bleiben, alle anderen Werke der beiden taiwanischen Künstler sind noch verkäuflich. Silvia Plahl

bis zum 27.7.