FNP konkret
: Kaufrausch im Grünen

■ In Dallgow soll es auf 43.000 Quadratmeter Konsum geben

WestberlinerInnen erhalten bald ein weiteres Motiv, ins Umland zu fahren. Dort entstehen in den nächsten Jahren verschiedene Konsumtempel. Auch auf diesem Gebiet kann Berlin die zweifelhaften Modernisierungsschübe westdeutscher Städte nachholen.

Eines der größten dieser Projekte ist seit Anfang dieses Jahres in Dallgow, gleich jenseits der Stadtgrenze, im Bau. In die riesige Baugrube neben der Bundesstraße 5, der Verlängerung der Heerstraße, würde der auf der anderen Straßenseite gelegene alte Dorfkern bequem hineinpassen. Ende 1994 soll hier das „Kaufland“ die BesucherInnen erwarten.

Der Baustadtrat im angrenzenden Spandau, Klaus Jungclaus (SPD), erwartet veränderte KonsumentInnenströme in seinem Bezirk „und bis nach Charlottenburg hinein“. Daher findet er die Größenordnung (43.000 Quadratmeter Verkaufsfläche) „problematisch“ und hofft, daß derartige Planungen künftig besser mit Berlin abgestimmt werden.

Das Dallgower „Kaufland“ der württembergischen Lebensmittel-Gruppe Lidl&Schwarz gehört zu den Projekten, die schon vor dem Vorliegen einer brandenburgischen Raumplanung so weit gediehen waren, daß die mit den Investoren verhandelnden Kommunen keinen Rückzug mehr riskieren mochten. Die ökonomischen Vorzüge sind immerhin verlockend. Wie Eckart Ollmann (SPD), Baudezernent des Kreises Nauen, mitteilt, ist das „Kaufland“ die drittgrößte Investition im Kreisgebiet und hebt sich auch gegenüber manch anderem Projekt dadurch hervor, daß die zu erwartenden Arbeitsplätze nicht zum großen Teil durch „mitgebrachtes Personal“ aus dem Westen besetzt werden.

Die Auswirkungen auf die brandenburgische Wirtschaftsstruktur dagegen hält der Pressesprecher im Potsdamer Umweltministerium, Florian Engels, für „schädlich“, da dadurch der Speckgürtel um Berlin und somit eine ungleichmäßige Wirtschaftsentwicklung gefördert werde. Deshalb seien, abgesehen von den nun schon akzeptierten sieben Standorten, grundsätzlich nur noch Einkaufscenter genehmigungsfähig, deren Verkaufsfläche 20.000 Quadratmeter nicht übersteigt. Matthias Fink