„Orion II“ zu teuer

■ Kein Comeback des Bügeleisens?

Hamburg (dpa) – Die „Raumpatrouille Orion“ wartet fast 30 Jahre nach ihrem Erfolg im deutschen Fernsehen auf einen neuen Einsatz in den unendlichen Weiten der Milchstraße. 1966 lief die damals aufwendigste deutsche Fernsehproduktion in sieben Folgen mit Titeln wie „Planet außer Kurs“ oder „Kampf um die Sonne“ über die Bildschirme. Die Serie war ein Straßenfeger und kam besonders bei Jugendlichen an. In den vergangenen Jahren wurden die Folgen in Programmkinos vor begeistertem Publikum gezeigt. Nicht nur bei Fans genießt die „Raumpatrouille“ Kultstatus.

Es gab bereits mehrere Anläufe für eine Neuauflage der Serie aus der Frühzeit der Science-fiction- Filme, wie Günter Rohrbach, Geschäftsführer der Münchner Bavaria Filmgesellschaft, bestätigt. In den Bavaria-Studios sind die „Orion“-Folgen damals entstanden. Aber wann und ob überhaupt die „Orion“ je wieder aus ihrer Unterwasserbasis starten kann, bleibt fraglich.

Was verhindert einen neuen Einsatz der Milchstraßenpolizisten um Commander Cliff McLane (Dietmar Schönherr) und seinen blonden Leutnant Tamara (Eva Pflug)? Zunächst fehlten laut Rohrbach bisher zündende Drehbuch-Ideen. Die Crew des Raumkreuzers, der mit einer Geschwindigkeit von 300.000 Kilometern in der Sekunde durchs All rast, hätte verjüngt werden müssen. Dietmar Schönherr könne er sich noch am ehesten in einem Remake vorstellen, meint der Studiochef.

Auch die Finanzen spielen eine durchaus irdische Rolle. Für einen „Orion“-Pilotfilm, der in den Kinos laufen würde, müßten mindestens zwölf bis 15 Millionen Mark ausgegeben werden, schätzt Rohrbach. Schon damals schlug eine einstündige Folge mit rund 500.000 Mark zu Buche; vier ARD-Anstalten und das französische Fernsehen teilten sich damals die Kosten. Tricktechnisch müßte die „Orion“ auf teures Hollywood-Niveau gebracht werden. In den alten Folgen wurde deutlich improvisiert. So war der legendäre „Rücksturz zur Erde“, den McLane nach bestandenen Weltraumabenteuern anordnete, unscharf gefilmtes Wasser, das in einem Strudel aus der Badewanne lief. Auch das Bügeleisen auf dem Armaturenbrett ist in die Fernsehgeschichte eingegangen. All dies würde heute lächerlich wirken.

Inhaltlich wurden Bezüge zu den alten Folgen erwogen. So sollte auf die „Frogs“ (Frösche) genannten Feinde von McLane und Co. zurückgegriffen werden. Auch die Unterwasserbasis der „Orion“ würde weiter existieren. Der ungewöhnliche Meeresstandort würde heute jedoch mit einer Umweltkatastrophe erklärt.

In den USA gelang es erfolgreich, die Sechziger-Jahre-Serie von „Raumschiff Enterprise“ zu verjüngen. Die neueste Version „Deep Space Nine“ soll im kommenden Jahr auf deutschen Bildschirmen erscheinen. Christian Böhmer