■ Das Portrait
: Frank Teichmüller

Frank Teichmüller ist ein Mann, den Franz Steinkühler als potentiellen Nachfolger so fürchtete und schätzte, daß er ihm schon mal den Posten des DGB-Vize anbot. Teichmüller lehnte kaltlächelnd ab: Vize?! Der Nord- IGM-Chef will, auch wenn er offiziell dazu nichts verlauten läßt, gerne den Metaller- Thron in Frankfurt besteigen. Teichmüller hat bislang nur Außenseiterchancen. Gegen die Vorherrschaft der IGM-Rhein-Main-Brigaden in Frankfurt kommt ein Nordlicht nur schwer an, wenngleich Teichmüller sein Reich nach der Wende geschickt ausgeweitet hat. Der von ihm in „Küste“ umgetaufte Bezirk „Nordmark“ reicht heute von Emden bis Wolgast.

Doch der 1943 in Ostpreußen als Sohn eines Landwirts geborene Akademiker, der sich – nicht selten zum Leidwesen seiner direkten Arbeitsumgebung – für ziemlich großartig hält, liebt Herausforderungen. Er zählt sich selbst zu jener neuen Generation von Gewerkschaftsfürsten, welche die Nachkriegsbosse ablösen: Abitur, Wehrdienst, Universitätsstudium (1974 großes juristisches Staatsexamen), Berührung mit der 68er-Generation. Direkt nach dem Studium ein Jahr in der IGM- Zentrale in Frankfurt, dann Foto: Uwe Hartmann

schnelle Sekretärskarriere der IGM-Hamburg, bis er 1986 den Sprung auf den Chefsessel des Bezirks „Nordmark“ schaffte.

Mangelnden Stallgeruch merkt man dem blitzgescheiten und gern dominierend auftretenden Macho nicht so leicht an, auch wenn er es auf Sitzungen schon mal fertig bringt, sich als „neuer Vater“ zu outen und mit dem Hinweis, jetzt sei er leider mit Kinderhüten dran, aus dem Zimmer stürmt. Teichmüller kaschiert seine Modernität und Intellektualität gern mit polternder Energie. Obwohl ein loyaler Sozialdemokrat, liebt er deutliche Worte und klare Positionen. Den IGM- Bezirk Küste hat er in den letzten sieben Jahren mächtig aufgemischt, sich als zupackender Wirtschaftspolitiker erwiesen, der viel dazu beitrug, daß es an der Ostseeküste heute noch Werftarbeitsplätze gibt. Auch wenn Teichmüller vielleicht nicht ganz das Format eines Franz Steinkühler besitzt und – ähnlich wie Steinkühler – oft allzu selbstherrlich und dominant agiert: er vereint Modernität, Wirtschaftskompetenz und Willen zum Erfolg. Florian Marten