Neonazis zeigten wieder Flagge

■ Aufmarsch in Dresden verboten / Anschläge am Wochenende

Dresden (taz) – Unter dem Beifall Hunderter PassantInnen lösten Polizei und Bundesgrenzschutz am Sonntag in Dresden Ansätze einer Neonazi-Demonstration auf. Trotz des von der Stadtverwaltung verfügten Versammlungsverbots waren etwa 100 Neonazis, vorwiegend aus den alten Bundesländern, nach Dresden gekommen.

Angeblich wollten sie „zum Gedenken“ an den vor zwei Jahren erschossenen Neonazi-Führer Rainer Sonntag demonstrieren. Die Stadt hatte sich in ihrer Entscheidung auf Erkenntnisse des Verfassungsschutzes berufen, wonach an der Demonstration auch führende Mitglieder der verbotenen Neonazi-Organisationen Nationale Alternative, Deutsche Alternative und Nationalistische Front teilnehmen wollten.

Mehr als 400 Beamte waren aufgeboten, das Verbot durchzusetzen. Acht zugereiste Neonazis wurden in Vorbeugegewahrsam genommen. Gegen eine Person ist ein Ermittlungsverfahren wegen des Tragens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen eröffnet worden.

Mit einem Reisebus des Unternehmens Jung aus Duderstadt war eine Gruppe FAP-Mitglieder unter dem Kommando des Parteichefs Friedhelm Busse gekommen. Busse bot an, daß sich seine Clique in der Stadt „zerstreut“. Noch am Bus gab er „Alkohol und Nikotin frei“. Als sich die Neonazis am Elbufer, vor den Augen der Pfingstspaziergänger, mit Steinen bewaffneten, griff die Polizei zu.

Nachdem seit 1990 bereits vier große Neonazi-Aufmärsche durch die sächsische Landeshauptstadt gezogen waren, ist zum ersten Mal eine Demonstration verboten und das Verbot auch durchgesetzt worden. Dennoch bekamen die Neonazis reichlich Gelegenheit, sich als paramilitärische Formationen darzustellen. Führungskader traten in SA-Uniformen auf, bei denen verbotene Embleme durch solche der FAP ausgetauscht worden waren. Ungehindert konnten T-Shirts mit der Aufschrift „Blut und Ehre“ und einem abgewandelten Hakenkreuz getragen werden.

Auch in anderen sächsischen Orten zeigten Neonazis wieder Flagge. Skins randalierten auf einem Campingplatz in Geyer bei Chemnitz. Sie gingen gegen andere Camper vor und brüllten rassistische Parolen. 22 Neonazis wurden festgenommen.dek

Ausländerheime brannten

Berlin (dpa) – Die Hintergründe eines Brandanschlages auf ein von Ausländern und Asylbewerbern bewohntes Münchner Wohn- und Geschäftshaus vom Samstag sind weiterhin unklar. Parallel zu dem verheerenden Anschlag auf ein von Türken bewohntes Haus in Solingen hatten bislang unbekannte Täter an zwei Stellen im Keller des Schwabinger Gebäudes Feuer gelegt. Die Ermittlungen von Brandfahndung und Staatsschutz dauerten an. Bis zum Sonntag konnten alle Mieter wieder in das Haus zurückkehren.

Offenbar nach einem Nachbarschaftsstreit zwischen einer rumänischen Familie und Deutschen hat am frühen Sonntag morgen in Stade eine Asylbewerberunterkunft gebrannt. Verletzt wurde niemand.

Im Laufe des Samstagabends seien bei den Zwistigkeiten bereits mehrere Scheiben des Asylbewerberheims zu Bruch gegangen. Daraufhin hätten die Rumänen das Haus geräumt und seien zu Bekannten nach Cuxhaven gefahren. In Abwesenheit der Familie hätten Unbekannte dann Feuer gelegt.

Unbekannte Täter haben am Pfingstwochenende ein sowjetisches Ehrenmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges in Friedersdorf (Kreis Königs Wusterhausen) und die Gedenkstätte auf den Seelower Höhen geschändet. Nach Polizeiangaben vom Montag wurde in Friedersdorf der Gedenkstein auf dem Dorfplatz mit Hakenkreuzen und SS-Runen in roter und schwarzer Farbe beschmiert. In Seelow stießen unbekannte Täter drei Grabsteine um.