„Schluß mit dem Terror“

■ Hunderte bei spontanen Protestdemos in mehreren Städten

Berlin/Hamburg/Frankfurt (taz) – In mehreren deutschen Städten sind am Wochenende Hunderte von Menschen spontan auf die Straße gegangen, um ihre Trauer und Wut über die Solinger Morde an fünf türkischen Frauen und Mädchen auszudrücken.

In Berlin folgten bereits am späten Samstag nachmittag rund 4.500 Menschen einem Aufruf des „Bundes der EinwanderInnen aus der Türkei“ (BETB) zu einer Demonstration auf dem Kurfüstendamm. In Sprechchören wurde immer wieder „Schluß mit dem Terror“ und „Nazis raus“ gefordert. Im Gegensatz zu früheren Berliner Demonstrationen gegen Ausländerfeindlichkeit beteiligten sich diesmal auffallend viele türkische Jugendliche. Die mehrstündigen Proteste dauerten auch nach dem offiziellen Ende der Demonstration an. Am Café Kranzler blockierten mehrere hndert Teilnehmer die Kreuzung. Obwohl sich die Polizei weitgehend zurückhielt, kam es in den späten Abendstunden rund um die Gedächniskirche zu kleineren Auseinandersetzungen. Dabei flogen aus der Menge Büchsen und Flaschen, jagten Polizisten mit Knüppeln einzelne Demonstranten. Nach Angaben der Polizei wurden vier Personen vorläufig festgenommen.

In Hamburg blockierten am Montag nachmittag mehrere hundert Menschen am „Horner Kreisel“ die Auffahrten zu den Autobahnen Hamburg-Lübeck und Hamburg-Berlin. Die Aktion dauerte bei Redaktionsschluß noch an. Bereits am Samstag hatten sich in der Elbmetropole 1.500 Menschen zu einer Spontandemo versammelt. Nachdem es am Axel- Springer-Verlag Glasbruch gegeben hatte, stoppte die Polizei in den Abendstunden den Zug und verhinderte einen Marsch in die City. Am Sonntag hatten rund 400 Menschen – überwiegend TürkInnen – ihre Wut und Empörung über die Solinger Morde zum Ausdruck gebracht. Kundgebungsredner zogen eine Verbindung zwischen dem Prozeß um die Morde von Mölln, dem Bonner „Asylkompromiß“ und dem jetzigen Anschlag von Solingen. Ein Sprecher: „Die verantwortlichen Täter von Mölln werden vor aller Weltöffentlichkeit von einem prominenten und gekauften Anwalt namens Bossi freigesprochen. Die Regierung verschärft die rassistische Hetze durch die Abschaffung des Asylrechts. Da müssen sich Neonazis regelrecht zu rassistischen Gewalttaten motiviert fühlen.“

In Frankfurt fanden sich am Sonntag mehrere hundert Menschen zu einer Kundgebung auf dem Römerberg zusammen. Eine spontane Demo am Samstagmittag, an der 150 Personen teilnahmen, wurde nach Angaben der Bunten Hilfe Frankfurt von schwer bewaffneten Polizeieinheiten zweimal eingekesselt. Rund 70 Personen aus dem zweiten Kessel seien festgenommen worden, dabei sei es zu Mißhandlungen gekommen. sev/pemü