Rechte Szene in Solingen

■ Die rechte Szene an der Wupper: Skinheads, FAP und legale Rechte

Am 13. November 1992 traten zwei Skinheads in einer Kneipe in Wuppertal einen 53jährigen Arbeitslosen halbtot, übergossen ihn anschließend mit Benzin und zündeten ihr malträtiertes Opfer danach an. Vom Wirt des Lokals nach Holland verschleppt, verstarb der Schwerverletzte rund 24 Stunden nach der brutalen Bluttat von Wuppertal in Venlo. Nur Tage vor dem tödlichen Zwischenfall in Wuppertal hatten Skinheads das Heim für AsylbewerberInnen in Solingen überfallen und zwei Tamilen mit Schlägen schwer verletzt. Und Anfang 1993 verübten Unbekannte einen Brandanschlag auf das provisorische islamische Gotteshaus in Solingen.

„Die Bullen haben das alles heruntergespielt“, empören sich am Pfingstsonntag junge AntifaschistInnen aus der Region. Dabei sei es doch ein „offenes Geheimnis, daß es in Wuppertal, Remscheid und Solingen seit Jahr und Tag miteinander kooperierende Skinheadgruppen gibt“. Doch die Ermittlungen der Polizei nach den Anschlägen in Solingen und den „Sauf-Ins“ der Skinheads seien „immer im Sande verlaufen“.

Wiederholt hätten sich ganze „Horden“ von Skinheads in einem Naherholungsgebiet zu „Sauforgien“ versammelt, sagen die AntifaschistInnen: „Wo war denn da der Verfassungsschutz?“ Und auch am Sonnabend – kurz vor dem Brandanschlag – wollen Zeugen dort Skinheads gesehen haben. Vom Solinger Naherholungsgebiet aus sind es nur wenige hundert Meter bis zum Tatort.

„Seit die FAP-Ortsgruppe Solingen vor knapp drei Jahren aufgelöst wurde, haben sich offenbar einige der Neofaschisten den Skinheads angeschlossen“, glaubt auch ein Redakteur des Solinger Tageblatts. Und weil der Brandanschlag vom Sonnabend „eine genau kalkulierte Kommandoaktion“ gewesen sei, hält man im Verlagshaus in der SPD-Hochburg nicht viel von der Version von den „betrunkenen Spontantätern“: „Die sind professionell zu Werke gegangen. Die Mörder haben Brandverstärker gelegt – und so den Tod aller Hausbewohner billigend in Kauf genommen.“ In der linken Szene verweist man auf die „versprengten FAP-Kader“, die versucht hätten, bei den Skinheads den Ton anzugeben. Und weil bekannt sei, daß bei der FAP auch paramilitärische Übungen durchgeführt würden, sei der Brandanschlag „wahrscheinlich von knallharten Neofaschisten ausgeführt“ worden.

Organisierte Rechtsradikale haben in den letzten Jahren allerdings vergeblich versucht, an der Wupper ein Bein auf den Boden zu bekommen. Für die Zulassung zur Bundestagswahl 1990 hatte die Wuppertaler NPD Unterstützungsunterschriften gefälscht. Die Kripo ermittelte – und die NPD war danach in der Region kein Thema mehr. Auch den „Republikanern“ gelang es bei den NRW- Kommunalwahlen nicht, die Rathäuser von Solingen, Wuppertal oder Remscheid zu entern. Ein breites Bündnis gegen Rechts ließ die Rechtsradikalen seinerzeit in der braunen Schmuddelecke stehen. Klaus-Peter Klingelschmitt