Am Stifterwesen genesen?

■ Trüpel mahnt die privaten Mäzene/ Kulturhaushalt gerettet, Patient tot

Eine neue „Kulturstiftung“ soll die Vielfalt des Bremer Kulturlebens retten — das jedenfalls hoffen die Regierungsparteien. Mit dem Appell, „ein wenig Verantwortung für die Lebensqualität in unserem Land zu übernehmen“, richtete sich Kultursenatorin Helga Trüpel gestern an die wohlhabenden BremerInnen.

Ihr beherzter Aufruf ist Folge der jüngsten Ansätze für den kommenden Kultur-Haushalt. Die umstrittenen „Eckwerte“ von Finanzsenator Volker Kröning hat der Koalitions-Ausschuß zwar um 7,7 Millionen Mark angehoben — in Krönings Abwesenheit. Damit liegt der Haushalt aber immer noch fünf Millionen Mark unter der Summe von 126 Millionen, die in den Koalitions-Vereinbarungen von 1991 festgeschrieben war. Folge: „Es wird einiges an Todesfällen geben“ unter den Kulturbetrieben.

Wer aber fällt, und wer weiter am Leben bleibt — dazu kein Wort aus der Kulturbehörde. Klar ist nur, daß Trüpel gleiches Recht für alle will: Die freien wie die etablierten Institutionen müssen mit weniger Subventionen rechnen. Wie künftig die Prioritäten aussehen — sprich: Wer auf die Streichliste kommt — das soll Esich in der nächsten Sitzung der Kultur-Deputation am 18. Juni entscheiden.

Klar ist aber auch, daß es gerade die kleineren Initiativen hart treffen wird. Über 300 ABM- Stellen, berichtet Trüpel, seien in den vergangenen 18 Monaten „weggebrochen“. Diese bisher von der Bundesanstalt für Arbeit finanzierten Stellen sind aus dem Bremer Kulturhaushalt nicht ansatzweise zu ersetzen.

Ganz offen denkt Thomas Becker, FDP-Mitglied in der Kultur-Deputation, bereits über die möglichen Folgen des städtischen Sparkurses nach. Ob Lagerhaus und Schlachthof beide Becker für überlegenswert: „Lieber eins richtig machen und das volle Kanne, als zwei Läden, die nur rumkrebsen.“ Den Zuschuß zur Breminale will Becker auf der nächsten Sitzung diskutieren. Gleichfalls müsse man überlegen, „ein oder zwei Bürgerhäuser zu schließen“. Und auch über die künftige Theaterlandschaft denkt Becker breits nach: Die Schließung des Ernst- Waldau-Theaters „brächte eine Million Mark Luft“.

Und tatsächlich will die Kultursenatorin die Bühnen nicht von ihrem Sparprogramm ausnehmen. „Auch das Theater wird um einige Sparrunden nicht umhinkönnen.“ Schließlich müssen auch die Museen sich auf eine veränderte Finanzierung einstellen. Die Kulturbehörde habe schon mal angefragt, ob sich die musealen Freudeskreise „nicht ein größeres Engagement vorstellen können“. Fehlanzeige: Die Freunde zeigten erstmal „ziemliche Reserve“, sagt Trüpel.

Auf privates Engagement aber baut auch die (nicht ganz) neue Idee einer Kulturstiftung. Für jede Mark, die von Stifterseite eingeht, will die Stadt eine Mark drauflegen — bis zu einer Höhe von zwei Millionen. Aus den Zinsen könnten dann Projekte, Ankäufe, aber auch laufende Kosten einzelner Kulturbetriebe abgedeckt werden. Wenn sich denn die Spender von Trüpels Aufruf locken lassen. two