Keine militärischen Interventionen

Aufgrund der Einstellung der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) zum Krieg in Bosnien- Herzegowina und deren permanenter Forderung nach militärischer Intervention erklären wir hiermit die sofortige Kündigung unserer Mitgliedschaft in der GfbV.

Nach unserer Ansicht verliert eine Menschenrechtsorganisation ihre Existenzberechtigung, wenn sie sich wie die GfbV öffentlich und äußerst vehement für die Tötung von Menschen einsetzt und dies in das Mäntelchen militärischer Hilfestellung kleidet. Mittlerweile müßte selbst dem dümmsten Menschen klargeworden sein, daß militärische Gewalt weder die für kriegerische Konflikte ursächlichen Entwicklungen beeinflussen oder beseitigen kann noch in der Lage ist, den tatsächlich Betroffenen wirklich dauerhaft zu helfen.

Insbesondere von militärischer Seite wird, nicht nur in der Bundesrepublik, seit Monaten darauf hingewiesen, daß ein militärisches Eingreifen nur zu noch mehr Opfern führen wird, da keine klaren Frontverläufe existieren und die Zerstörung einzelner Stellungen lediglich zu noch heftigeren Gegenreaktionen führen wird. Zudem ist es außerordentlich beschämend, wie leichtfertig eine Menschenrechtsorganisation mit dem Leben von Menschen, nämlich dem der einzusetzenden Soldaten und der unvermeidlichen Opfer militärischen Eingreifens umgeht. Oder glauben Sie tatsächlich, daß eine militärische Intervention wie am Seziertisch exakt durchzuführen wäre.

Besonders nach der JHV 93 müssen Sie sich die Frage stellen lassen, ob Sie nicht ganz bewußt ein solch gewaltverherrlichendes und menschenfeindliches Meinungsbild schaffen wollen, indem Sie Mitglieder der „Stahlhelmfraktion“ (Stefan Schwarz, CDU- MdB) und andere verkappte Militaristen (Klaus Wettig, SPD- MdEu und Conny Jürgens, Grüne) einladen und somit einen klaren Meinungsschwerpunkt setzen.

Eine Menschenrechtsorganisation muß sich vielmehr konsequent und dauerhaft dafür einsetzen, gewaltfreie und dauerhafte Lösungen zu erarbeiten und durchzusetzen. Konkret in diesem Fall bedeutet das, politischen Druck auf nationaler und internationaler Ebene auszuüben um wirtschaftliche Embargos durchführen zu können. Nur ein konsequentes Embargo sowie die Unterstützung der örtlichen Opposition und Friedensbewegung kann die kriegführenden Parteien dazu bringen, diesen zu beenden.

Mit militärischen Interventionen spielt man nur denen in die Hände, die wieder einmal an Krieg und Rüstung verdienen und in hohem Maße an wirtschaftlichen Ängsten und Nöten als einer Kriegsursache mitverantwortlich sind. Andrea Aeberhardt, Kai

Rommel, Ralf Schwerzewski, Kassel