Fluxus und Bauhaus

Kunsthalle: Abschluß-Performance zur Installation von  ■ Maria Nordman

In der Säulenrotunde der Kunsthalle wird der neue Eingang gebaut. Innen liegen Bretter und Stahlteile, große Glasplatten stehen herum und dazwischen steht noch Geschirr von der Mittagspause. Doch der Eindruck trügt. Wieder einmal lehrt die Kunst den anderen Blick auf allzu Vertrautes. Die Bauteile sind eine sorgsam arrangierte plastische Arbeit, der vierte Teil eines Projekts von Maria Nordman.

Die mehrfache dokumenta-Teilnehmerin arbeitet an einer imaginären sozialen Architektur, sozusagen in der Mitte von Bauhaus und Fluxus. Die vor fünfzig Jahren in Görlitz geborenen Künstlerin will aus der genauen Kenntnis gegebener Stadtarchitekturen und Landschaftsräume neue, für den Benutzer anonym stimmige Situationen erstellen. Aufgrund der langen Aufenthalte in den Städten ihrer Installationen, gibt sie statt ihres kalifornischen Wohnsitzes ihren Ort in der Welt gerne mit „reisend“ an. Für Reisende bestimmt ist im direkten und übertragenen Sinne auch ihre Hamburger Arbeit.

Im Sommer 1991 stand dem Passanten in Planten un Blomen ein schlichter, mit farbigen Fenstern versehener Wohncontainer als Denkraum oder Übernachtungsgelegenheit zur Verfügung, während die Zeichnungen und das Konzept dazu in der Kunsthalle ausgestellt waren. Mit der erneuten Präsentation der in der Rotunde arrangierten Teile des Pavillons ist der Zyklus der verschiedenen Zustände vollendet. Dabei scheint der zerlegte Raum sogar die Statik der antikisierenden Säulen zu zerbrechen: farbige Spiegelungen heben die Schwere auf und zwischen dorischen Kanneluren und Wellblechriffeln tun sich ganz neue Parallelen auf. Statt fertiger Architektur inszeniert Maria Nordman das Spiel der Möglichkeiten. Sie spricht von der „konjunktiven Stadt“, einem Zustand, konkret genug um dem Benutzer etwas zu bieten, aber noch nicht zu definitiver Dauer und einseitig bestimmter Nutzung verfestigt. Hajo Schiff

Kunsthalle, Abschluß-Performance mit Maria Nordman morgen, 12 Uhr