Blaublaublau

■ Walle hat sowieso schon die Blaumeiers und jetzt auch dank Groß-Umbau das passende blaue Café / die taz steuert hiermit eine Seite bei

Blausoblau sind die Lampen, blausoblau die Väschen und die Blumen. Aber das Schönste ist, daß der Boden wieder trägt! Und sogar die Wände! Und über dem Kopf ist jetzt ein Dach, das ist so neu, daß es vollkommen dicht ist. Kurz: nach einem Jahr Umbau bei Blaumeiers ist auf einmal alles fertig und wird zwei Tage lang wie wild eingeweiht.

Vorher war quasi alles ein Witz, also rein bautechnisch gesehen. Die Böden hingen durch, die Wände wackelten, wie durch ein Wunder blieben standhaft bloß die Grundmauern. Wahrscheinlich, weil hier in der Travemünderstraße 7A ein ziemlich munteres Völkchen wohnt: die Blaumeiers. Das sind nicht lauter blaue Meiers, aber eigentlich doch. Im Untertitel heißen sie jedenfalls Kunst und Psychatrie und führen hier die verrücktesten Kunstideen durch und auch vor.

Oben, wo früher die Leute von der Psychatrie-Reformbewegung, kurz „Initiative zur sozialen Rehabilitation und Vorbeugung psychischer Erkrankungen e.V.“, ihre Büros hatten, ist jetzt eben das blaue Cafe: „Cafe Blau“. Hier sollen die psychisch „Kranken“ aus den Wohngemeinschaften arbeiten können, die die „Initiative...“ seit 1982 betreut — nach der Auflösung der geschlossenen Anstalt Blankenburg, in der sogenannte Unheilbare Jahrzehnte verbrachten. Es wird einen Mittagstisch geben, auch für jederfrau. Begegnungen aller Art können also stattfinden. Und drumherum und unten drunter kann man malen, Masken bauen und Theater spielen. Im Prinzip ein Traum, wenn's nicht wahr wäre.

Witzigerweise ist jetzt, wo alles steht und nichts mehr fällt, bloß noch das Personal ungesichert. Auch die verlängertsten Notprogramme und ABM-Verträge laufen aus, die meisten bald. Dabei hat man doch eine halbe Million zusammengekratzt für den Umbau: DM 172.000 von den Senatoren Kultur und Gesundheit, DM 250.000 werden von der Aktion Sorgenkind erwartet. Den Rest besorgte Eigenleistung und borgt günstig Friedrich „Erbonkel“ Rebers von der Sparkasse. Vielleicht wäre schön und im Sinne bremischer Kulturpolitik, wenn sich der nächstbeste Millionär mit Sinnkrise melden würde und alles wäre endlich gut und auch der Sinn voll. claks