Sitzen ist für'n Arsch

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Ein Stadion ist ein öffentlicher Raum und muß deshalb auch mit den Mitteln der Stadtplanung gestaltet werden. Das ist die Hauptforderung des Bremer Fan-Projektes, das sich zur Umgestaltung der Bremer Ostkurve seine ganz eigenen Gedanken gemacht hat. Die Bremer Fankurve ist der letzte Sanierungsteil des Weser- Stadions, nach Auflagen des Deutschen Fußball-Bundes und des europäischen Fußball-Verbandes Uefa soll die derzeit ausschließlich mit Stehplätzen ausgerüstete Kurve mit Sitzplätzen versehen werden.

„Sitzen ist für'n Arsch“, konstatierte das Fan-Projekt daraufhin, und entwarf mit einer Gruppe von Fans ein eigenes Modell einer Ost-Kurve, die Bestandteil einer Infrastruktur für aktive Jugendarbeit sein kann: Mit Stehplätzen zum Gucken, aber auch mit einem Veranstaltungssaal unter der Tribüne, Gruppenräumen, Fanshop etc.

„Städtische Lebensqualität hört nicht beim Stadiontor auf“, meinen die beiden Fan-Projektler Harald Klingebiel und Manfred Rutkowski. Wer ernsthaft Jugendlichen einen (öffentlichen) Raum zur Freizeitgestaltung geben will, sollte dafür sorgen, daß sich die Fans im Stadion auch wohlfühlen. Fan-Ausweise, hohe Zäune und Polizei seien kein Mittel der Jugendarbeit. Erste Maßnahme: Auch randalierende Jugendliche sollen erst einmal akzeptiert werden, wie sie sind.

Bremen ist knapp bei Kasse, und die Bibel, nach der die Geschicke auch beim stadteigenen Weser-Stadion gelenkt werden, heißt Koalitionsvertrag. Darin heißt es zum Thema Ost-Kurve: „Für den Fall des Ausbaues der Ostkurve des Weser-Stadions wird eine hinreichende Zahl von Stehplätzen vorgesehen. Unterhalb der Tribüne wären Räume für das Fan-Projekt vorzusehen.“ Das große Fragezeichen steht aber hinter dem Termin des Ausbaus. „In dieser Legislaturperiode ist dieses Projekt sicherlich unrealistisch“, erklärte die Sprecherin des Senators für Sport, Merve Pagenhardt.

Die Fans wissen aber: Ein Fußballspiel im Stehen anzusehen, hat Freizeitqualität, für die sich einzusetzen lohnt. Und die von den Fußballverbänden vorgeschriebenen Sicherheitsauflagen für Stadien (besonders für internationale Spiele) sollten nicht die gesamte Fußball-Atmosphäre kaputt machen. Vorschlag des Fan-Projektes: Eine Arbeitsgruppe entwirft ein Konzept zur Öffnung der Ost-Kurve „in die Pauliner Marsch hinein“. Angesprochen sind vor allem Fachleute wie Architekten, Stadtplaner, Stadtsoziologen, die die Ziele des Fan-Projektes auch unterstützen. taz

Kontakt: Fan-Projekt, Geschäftsstelle, Auf dem Peterswerder, 28 HB 1, Tel.: 49 17 80