■ Press-Schlag
: Willi gegen Uli

Eigentlich hatte man ja nach der letzten Saison geglaubt, der alte Pseudo-Klassenkampf zwischen den kapitalistischen Großunternehmen Bayern München und Werder Bremen gehöre endlich ebenso der Vergangenheit an wie die Steilpässe eines Günter Netzer, die eingewatschelten Dribblings eines Willi Lippens oder die körperbetonten Paraden eines Toni Schumacher. Aber ach, Frankfurt, Dortmund, Stuttgart, sie alle versagten kläglich, erwiesen sich als pure Eintagsfliegen im Meisterschaftsgeschäft und waren nicht in der Lage, dem Trägheitsgesetz der Bundesliga dauerhaft etwas entgegenzusetzen.

Und schon ist es wieder so weit. Bayern gegen Werder, Otto gegen Erich, Willi gegen Uli. Aber das alte Feuer von 1986, als Kutzop und der Pfosten eine unheilvolle Verbindung eingingen, ist raus. Die Trainer, Otto Rehhagel und Erich Ribbeck, vetragen sich sogar, und Bayern-Manager Uli Hoeneß muß nun auch noch den alten Lattek-Part des Giftnickels mitübernehmen. Er tut sein Bestes, wettert über den Kollegen von der Weser, Willi Lemke, der endlich aufhören möge, „einen sozialpolitischen Machtkampf“ aus dem Duell zu machen, die Bayern „Millionarios“ zu nennen und einsehen, „daß er nicht mehr bei der SPD ist, die leider an zweiter Stelle steht“. Wobei ihm freilich in seinem unheiligen Eifer entgeht, daß diese Aussage eine gefährliche Unlogik in sich birgt. Denn wenn Lemke nicht mehr an zweiter Stelle steht, wo steht er wohl dann?

Bremens Manager wiederum wird nicht müde zu betonen, daß „97 Prozent der deutschen Fans auf unserer Seite stehen“. Was kompletter Unsinn ist! Werder spielt so langweilig, daß vermutlich 80 Prozent der deutschen Fans erst vor ein paar Wochen gemerkt haben, daß sie überhaupt noch in der Bundesliga sind. Ob nun Bayerns Fließbandkicker in Schalke die nötigen Tore zum Titel schießen oder Bremens Fußballbeamte in Stuttgart ihren Ein-Tor-Vorsprung über die Runden bringen — mal ehrlich: Viel interessanter ist doch, ob Nürnberg gegen Saarbrückens Tornetzboykotteure verliert und Bochum unabsteigbar bleibt. Matti