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„Nie als Papst“

■ Gespräch mit dem Tübinger Sportwissenschaftler Günter Frey

taz: Da trainiert einer wie Nico Motchebon dreimal die Woche und deklassiert die gesamte Konkurrenz. Wie erklärt sich das der Trainingswissenschaftler?

Dr. Günter Frey: Ein Sportler ist immer ein Produkt aus Talent und Fleiß. Früher hat man das anders gesehen. Auch aufgrund der Leibfeindlichkeit der Kirche hatte Training keine Chance. Heute weiß man, daß das Gegenteil stimmt – der Nicht-Gebrauch eines Organs schwächt den Körper, nicht umgekehrt.

Wie läßt sich das auf Nico Motchebon übertragen?

Bei ihm besteht eine günstige Konstellation aus Talent, sprich genetischer Veranlagung, Willen, Umfeld und Training.

Führt Nico Motchebon nicht die Trainingslehre ad absurdum?

Man darf als Wissenschaftler nie als Papst auftreten. Es gibt immer Leute, die in der Praxis das Gegenteil beweisen. Wichtig ist, daß man auf die individuellen Gegebenheiten eingeht. Die Russen waren zwanzig Jahre weg vom Fenster, weil sie genau das nicht gemacht haben, sondern den Athleten ein Schema F aufoktroyierten. Der größte Fehler wäre, als Trainer stur zu agieren.

Profitiert der Läufer Motchebon vom Fünfkämpfer Motchebon?

Mit Sicherheit. Auf dem Mehrkampf basiert ja mittlerweile ein ganzes pädagogisches Konzept, etwa die breitgefächerte motorische Ausbildung in den Kindersportschulen.

Wo kommt die Vielseitigkeit bei den 800 Metern zum Tragen?

Heute kommen die 800-Meter- Läufer von unten her, von den Sprintstrecken. Man braucht nicht nur Stehvermögen, sondern auch Kraft. Diese sowie die Schnelligkeit bringt Motchebon wohl von seiner genetischen Veranlagung mit. Der Trainingseffekt, die Ausdauer, resultiert vom Fünfkampf, und zwar nicht nur die körperliche Fitneß. Mehrkämpfer sind Kämpfernaturen. Daher hat Nico Motchebon den Biß. Interview: Cornelia Heim

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