Sihanouk: Ich bin nicht Regierungschef

■ UNTAC schlägt Runden Tisch für Kambodscha vor

Phnom Penh (AFP/taz) Wenn Kambodschas Prinz Norodom Sihanouk nicht Politik macht, betätigt er sich gern als Spielfilmregisseur. Am allerliebsten aber sieht er sich als Hauptdarsteller dramatischer Inszenierungen. So auch in diesen Tagen: Weniger als 24 Stunden nach seiner überraschenden Ankündigung, er habe „auf Drängen“ der FUNCINPEC-Partei seines Sohnes Norodom Ranariddh eine Koalitionsregierung gebildet, gab er am Freitag bekannt, er verzichte auf das Amt des Ministerpräsidenten. Nach Sihanouks Vorstellungen sollte Ranariddh ebenso wie der bisherige Regierungschef Hun Sen Vize-Ministerpräsident werden.

Mit seinem Vorstoß vom Donnerstag hatte er beträchtlichen Unmut bei der UNTAC, die von Sihanouks Ankündigung völlig überrascht worden war, ausgelöst. Deren Sprecher sagte gestern, die UNO betrachte Hun Sen immer noch als Premier. Die UNTAC trete für die Bildung eines Runden Tisches ein, der die Regierungsgeschäfte provisorisch führen sollte, bis das neue Parlament eine Regierung bestimmt habe.

In einer Botschaft an seinen Sohn Norodom Ranariddh, teilte der Prinz mit, er sei von „einigen Kambodschanern“ sowie von UN- Vertretern beschuldigt worden, einen Putsch gegen die Verfassung geplant zu haben. Ein UN-Mitarbeiter äußerte jedoch die Vermutung, daß Ranariddh, dessen Partei bei den Wahlen der vergangenen Woche die meisten Stimmen errang, die Pläne seines Vaters ablehnte. Inoffiziell verlautete aus der FUNCINPEC, Ranariddh habe die Vorschläge seines Vaters im Grundsatz gebilligt, habe aber einige Änderungen gefordert. Der junge Prinz habe vor allem Vorbehalte dagegen geäußert, mit Leuten in einer Regierung zu sitzen, die in „politische Morde an unserem Volk“ beteiligt gewesen seien. In diesem Zusammenhang habe Ranariddh den Namen seines Halbbruders Chakrapong genannt, der am Vortag der Wahlen von der UNTAC zu einer Geldstrafe von 5.000 Dollar verurteilt worden war, weil er den Wahlkampf der FUNCINPEC behindert hatte. Nach Angaben eines UN-Sprechers wurde unterdessen ein für Samstag geplantes Treffen des Obersten Nationalrates abgesetzt, nachdem dessen Vorsitzender Sihanouk bekanntgegeben hatte, er könne aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Sitzung teilnehmen. li