Nichts gewagt

■ Premiere von Benjamin Brittens "Sommernachtstraum" im Jungen Forum

im Jungen Forum

Mit Netz und doppeltem Boden im wörtlichen Sinne inszenierte Heinz Likas-Kindermann Benjamin Brittens Oper Ein Sommernachtstraum in der Hochschule für Musik und Theater. Auf einem Podest, aus dem junge Elfen hervorkrochen, und unter einem Zirkusnetz, in dem sich die Geister tummelten, spielte sich Shakespeares Komödie um verblendete Liebe und Zauberränke ab. Was eigentlich ein hübscher Regieeinfall hätte sein können, erfüllte sich leider primär metaphorisch.

Denn das Grundproblem der Inszenierungen des Jungen Forums setzte sich auch hier wieder durch. Die jungen Regisseure und Regisseurinnen, die hier ihre Abschlußarbeiten präsentieren, wagen sich höchstens einmal halbe Fußbreiten aus der konventionellen, hübsch anzusehenden aber oftmals schrecklich biederen Form der Musiktheaterregie heraus. Statt nach eigenen Perspektiven oder unorthodoxen Methoden zu suchen, verlegen sie sich darauf, Ausstattungs-Zuckerguß über die Libretti zu gießen.

So auch hier: prächtige, rote Kostüme für die Geisterschar, Country-Look für die Athener Jung-Adeligen und französische Mode des 19. Jahrhunderts für Zettel und seine Genossen lieferten Augennahrung, die handlungsführenden Personen aber setzte niemand mal neben die Schiene einer altbackenen, theatralischen Nacherzählung. Dabei hätte die Musik Brittens ja wahrlich Inspiration für eine andere Stoffbehandlung liefern können. Das intelligente Verschrauben von atonalen Klangmalereien und volkstümlichen Motiven provoziert doch eigentlich geradezu etwas inszenatorische Rücksichtslosigkeit gegen die Artikel des Stadttheaters.

Überzeugender schon die gesangliche Gesamtleistung des Ensembles, aus dem der Countertenor Bernhard Landauer als Oberon noch gesonderte Erwähnung verdient. Die Hamburger Symphoniker unter Werner Hagen begannen etwas träge, fanden aber im dritten Akt zu Esprit. Till Briegleb