Arbeitslosigkeit in EG hoch wie nie

■ Delors plädiert für Entlastung der Arbeitgeber / Für 1993 Schrumpfung der EG-Wirtschaft um 0,3 Prozent erwartet

Luxemburg (dpa) – Die Zahl der Arbeitslosen in der EG wird wegen der anhaltenden Wirtschaftskrise im nächsten Jahr auf knapp 20 Millionen Menschen anwachsen. Die Finanzminister der EG schätzten bei ihrem gestrigen Treffen in Luxemburg, daß die Arbeitslosenquote 1994 rund zwölf Prozent erreichen wird. „Das wird die höchste Zahl seit dem Bestehen der EG sein“, sagte Bundesfinanzminister Theo Waigel. Nach den Worten von EG-Kommissar Henning Christophersen wird die europäische Wirtschaft 1993 um 0,3 Prozent schrumpfen. Er korrigierte damit erstmals offiziell die letztgenannten Wachstumsaussichten der EG von plus 0,7 Prozent für dieses Jahr.

Um die Zahl der Beschäftigungslosen von derzeit rund 17,4 Millionen zu verringern, sind nach Ansicht Christophersens Wachstumsraten über drei Prozent erforderlich. Die anhaltende Wirtschaftsflaute und der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit in der Gemeinschaft sollen beherrschendes Thema des EG-Gipfels in Kopenhagen (20. und 21. Juni) werden. Die Finanzminister sind sich einig, daß die enormen Haushaltsdefizite kaum Spielraum für Ausgabensteigerungen zur Ankurbelung der Konjunktur lassen. Dies könne nur durch Umschichtungen öffentlicher Ausgaben oder Anreize für Privatinvestitionen erfolgen.

Einen möglichen Ausweg aus diesem Dilemma sehen die Minister in dem Vorstoß des EG-Kommissionspräsidenten Jacques Delors, durch eine Entlastung der Arbeitgeber von ihren Sozialausgaben die EG-Wirtschaft wieder wettbewerbsfähiger zu machen. Auf dem EG-Gipfel will Delors die Staats- und Regierungschefs für seine Ideen gewinnen.