Baukunst im Taschenformat

■ Architektur in Hamburg seit 1900, der Führer für neugierige Stadt-Schlenderer

, der Führer für neugierige Stadt-Schlenderer

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2å Der Hamburger Junius-Verlag, der sich ja seit einigen Jahren mit Veröffentlichungen zur Hamburger Architektur um eine qualitative Diskussion der örtlichen Baukunst verdient macht, hat jetzt die dritte überarbeitete Auflage des Hamburger Architekturführers von Volkwin Marg herausgebracht. Mit jeweils wechselnden Co-Autoren (diesmal Reinhard Schröder) begutachtet der berühmte Hamburger Architekt seit 1968 die Leistungen seiner Zunft in der Hansestadt.

Architektur in Hamburg seit 1900 ist die bisher umfangreichste der drei Sammlungen. 251 Gebäude finden vor den gestrengen Augen Volkwin Margs ästhetische Gnade. Unterteilt in sechs historische Abschnitte werden die auserwählten Gebäude mit Foto, Grundriß oder Lageplan sowie durchschnittlich zehn Zeilen Text präsentiert.

Im Taschen-Format konzipiert ist das Werk dazu gedacht, als Begleiter bei Stadtrundgängen dem architekturinteressierten Spaziergänger oder Radfahrer schnellen Aufschluß über erstaunliche Bauleistungen zu liefern. Dazu enthält der schmale Band auch Stadtteil- Karten, in denen die einzelnen Beispiele vermerkt sind. Die ursprüngliche Idee der Neukonzeption, den Führer nach Rundgängen zu sortieren, wurde leider wieder verworfen, obwohl das den praktischen Gebrauchswert sicherlich erhöht hätte.

In den Bild-Texten erhält man knappe Informationen zu Stil, Geschichte und Details der Bauten. Dem Bildteil vorausgestellt sind einige Seiten architektur-historischer Zusammenfassungen zu den einzelnen Abschnitten. Wertende Einschätzung wird in beiden Textteilen überwiegend vermieden. Eine wirkliche kritische Auseinandersetzung über die Qualität des Bauens in Hamburg wird bis auf den Klappentext ausgespart, wo plötzlich ganz unvermittelt davon gesprochen wird, daß „die Mediokrität einer teuren Surrogatarchitektur“ auch im Hamburger Baumboom der 90er überwiege. Allein die Auswahl soll also für sich sprechen, wobei Margs Augenmerk, das sich lediglich auf positive Beispiele richtet, natürlich für manchen Benutzer durchaus unbefriedigend sein kann.

Den weitaus größten Abschnitt des Führers macht die Gegenwartsarchitektur aus. Daß Marg sein eigenes Büro mit einem Viertel der 68 zeitgenössischen Beispiele doch eher unbescheiden ausführlich darstellt, wirkt etwas peinlich. Doch ansonsten überzeugt die Auswahl durch ein sicheres Empfinden für Repräsentanz, so daß man mit diesem Führer einen Katalog zur Hand hat, der trotz seiner Subjektivität einen stimmigen Eindruck von dem neuen wie den alten Hamburger Baustilen vermittelt. Till Briegleb

Volkwin Marg/Reiner Schröner, Architektur in Hamburg seit 1900, 340 Seiten, 39,80 Mark