Übersteiger ade, Bogenlampe olé

■ Spielerkarussell bei St. Pauli dreht sich / Kehren »Toni« Sailer und Dirk Zander heim?

Erst feiern, dann feilschen: In den ersten beiden Tagen nach dem sich der FC St. Pauli im „Herzkaschperlfinale“ den Klassenerhalt gesichert hat, gaben sich die Spieler bei den Vertragsverhandlungen die Türklinke in die Hand. Nachdem sich Jürgen Wähling, der in den ersten Verhandlungen die strikten Sparvorgaben seines Präsidenten an die Spieler weitergeben mußte, bei den Profis unbeliebt gemacht hat, richtet Papa Weisener es nun in gewohnter (kostspieliger) Manier wieder selber. Seine Ansage: „Bis Ende der Woche steht der Kader für die nächste Saison“.

Doch schon jetzt nimmt die neue Mannschaft Konturen an. Verabschieden müssen sich die Fans von „Ottis“ Übersteigern, aber auch von Olck, Nikolic, Järvinen, Sievers und Wolf, von Ersatztorwart Riechwien und Publikumsliebling Jan Kocian. Während Jan Schwinkendorf seinem Entdecker Michael Lorkowski wohl an die Wupper folgen wird, streitet sich St. Pauli noch mit Hannover und 1860 München um seine Mittelfeldmotoren Peter Knäbel und Bernd Hollerbach. Letzter Stand: Hollerbach wird voraussichtlich am Millerntor bleiben, Knäbel den Verein voraussichtlich verlassen.

Aus dem alten Kader werden auch in der kommenden Spielzeit mit ziemlicher Sicherheit Klaus Thomforde, Dirk Dammann, Torsten Fröhling, Jürgen Gronau, Thomas Goch und Leo Manzi wieder dabei sein. Immer wahrscheinlicher wird, daß Martino Gatti, „Eisendieter“ Schlindwein und der Finne Ari Helm noch ein Jahr am Millerntor dranhängen. Völlig ungewiß hingegen ist die Zukunft von Martin Driller (will weg), Markus Aerdken (will bleiben), Karsten Surmann (wird nicht jünger) und „Pipel“ Philipkowski (dauerverletzt).

Auf der Einkaufs-Wunschliste des Vereins ganz oben stehen zwei Ex-St. Paulianer. Goalgetter „Toni“ Sailer soll nach nur einem Jahr Gastspiel in Duisburg von den Zebras ausgeliehen werden. Bogenlampen-König Dirk Zander will das sinkende Dresdner Schiff verlassen und ist für 200 000 Mark Ablöse zu haben. Beim Saisonfinale gegen Hannover ließ er sich an seiner alten Wirkungsstätte blicken und verriet: „Mir würde es schon Spaß machen, hier wieder zu kicken, vorausgesetzt die Mannschaft hat die Substanz, oben mitzuspielen“.

Den Platz von Schwinkendorf soll in Zukunft der Concorde Holger Stanislawski einnehmen, als neuer Ersatztorwart wurde Andreas Reinke vom HSV verpflichtet. Sicher ist nach Auskunft von Wähling auch die Verpflichtung des torgefährlichen Mittelfeldspielers Carsten Pröpper (bislang Remscheid). Als weitere Neuzugänge im Gespräch: Die Stürmer Gerrit Meinke (Osnabrück), Alexander Löbe und Helmut Lemberger (beide Unterhaching). Daneben hat St. Pauli noch einen Brasilianer an der Angel: den 18jährigen Adriano da Silva der für rund 150 000 Mark vom CS Lageadense zum Kiez wechseln könnte. Am Montag stürmte er in einem Freundschaftspiel gegen den Kreisklassenklub Jork (11:1) testweise für den FC, schoß dabei auf Anhieb zwei Tore. Marco Carini