Springer verkauft weniger Zeitungen

■ Der Trend zum Nicht-Lesen trifft auch die „Bild“

Berlin (taz) – Zeitunglesen ist altmodisch. Den Trend, daß immer weniger Menschen regelmäßig zur Gazette greifen, spürte im vergangenen Jahr auch der Springer- Konzern. Besonders Bild und Bild am Sonntag hatten unter der „allgemeinen Auflagenschwäche“ zu leiden, heißt es im Geschäftsbericht 1992 des größten deutschen Zeitungsverlags. Wie stark der Bild-Auflageneinbruch war, verschweigt der Bericht. Die Zeitungen insgesamt erreichten einen Umsatz von 1,038 Milliarden DM (minus zwei Prozent), wobei das Hamburger Abendblatt gegen den Trend bei der Auflage leicht zulegte, die Berliner Morgenpost ihre Position auf dem hart umkämpften Berliner Markt behaupten konnte.

Die Anfang Februar zur Absicherung des Sonntagsmarktes in Berlin gestartete BZ am Sonntag habe die Erwartungen weit übertroffen und im Dezember eine verkaufte Auflage von 135.000 Exemplaren erreicht, schreiben die Springer-Vorstände. Sogar die Welt, die gerüchteweise für 40 Millionen Mark Minus pro Jahr gut ist, habe im vierten Quartal „erste vielversprechende Ansätze zu einer verbesserten Akzeptanz“, gemessen an der Auflage, gezeigt. Sie wurde einem ja auch in jeder Fußgängerzone umsonst aufgedrängt.

Mit „deutlich erhöhtem Wettbewerbsdruck“ seien die Programmzeitschriften Hörzu, Funk Uhr und vor allem Bildwoche konfrontiert worden. Alle Großverlage bekriegen sich nämlich im sogenannten Niedrigpreis-Segment mit immer neuen TV-Zeitschriften. So startete auch Springer eine Billig-Gazette namens TVneu. Diese verkaufe inzwischen 650.000 Exemplare. Das reiche allerdings nicht aus, um die Rückgänge der traditionellen Objekte auszugleichen. Als in der Auflage stabil erwiesen sich lediglich die klassischen Frauenzeitschriften.

Auch wenn sich bedrucktes Papier schlechter verkaufen ließ – Anzeigen wurden bei Springer reichlich geschaltet: Der Umsatz hier stieg um 29 Millionen Mark (1,9 Prozent) auf 1,582 Milliarden Mark. Unterm Strich erwirtschafteten die 12.663 Springer-Beschäftigten bei gesunkenen Konzern- Umsätzen (um 3,1 Prozent auf 3,566 Mrd. DM) 57,2 Mio DM Gewinn. Die AktionärInnen, die für 1991 leer ausgegangen waren, erhalten pro Aktie zwölf Mark Dividende. Donata Riedel