Bossi verabschiedet sich

■ Mölln-Prozeß geht ohne ihn weiter

Schleswig (taz) – Der Anwalt von Lars Christiansen, Rolf Bossi, hat sich zunächst einmal von der Bühne des Mölln-Prozesses verabschiedet. Seine Erklärung ließ er von Christiansens Pflichtverteidiger Wolfgang Ohnesorge verlesen, der einige wortreiche Passagen der Erklärungen mit den Worten „Ich kürze das ab“ verlas.

Seinen Rückzug, der bereits am vergangenen Freitag bekanntgeworden war, begründete der 69jährige mit dem Druck, der durch den Solinger Anschlag entstanden sei und daß er für sich den Schluß gezogen habe, daß das Gericht sowieso schon zur Verurteilung der des Mordes und der schweren Brandstiftung angeklagten Christiansen und Peters entschlossen ist. Vor Christiansens Vater könne er deshalb die Berechnung von Anwalts- und Reisekosten nicht verantworten. Oberstaatsanwalt Klaus Pflieger bewertete Bossis Erklärung mit dem Eindruck, „daß sich ein Anwalt seiner Verantwortung entzieht“.

Dann aber durfte sich der 25jährige Michael Peters zur Sache äußern. Bereits am zweiten Prozeßtag hatte er überraschenderweise sein Geständnis widerrufen. Auch nach fünf Verhandlungstagen lieferte Peters nur eine schwache Begründung für seinen Sinneswandel. Sein ganzes Geständnis habe er sich „einfallen lassen“. Er hatte damals „Angst vor weiteren Verhören und Nachfragen“. Außerdem hätte die Polizei ja auch gesagt, daß ihm keiner mehr glaubt. Sein Verteidiger, der Kieler Anwalt Manfred Goerke, agierte nicht gerade hilfreich. Nach Vorhalten aus früheren Vernehmungsprotokollen, in denen Peters eine „Erleichterung“ nach dem Geständnis geschildert hatte, fragte Goerke schon fast erbost: „Ja Junge, wie kommen Sie denn dazu?“ Außer einem Schulterzucken konnte Peters nicht viel mehr zu seiner Entlastung beitragen.

Der im Vergleich zu Lars Christiansen sehr wortkarge Peters gab gab dann in der Befragung an, bis in die Schulzeit hinein Bettnässer und von der Schulzeit an Alkoholiker gewesen zu sein. Zum eigentlichen Tathergang in Mölln konnte Peters nicht viel sagen, er war ja angeblich nicht dabei.

Seine Aussagen während des Geständnisses in der Untersuchungshaft hätte er zwar so gemacht, aber – wie gesagt – „alles erlogen“. Und auch seine detailreichen Schilderungen habe er entweder „im Fernsehen geguckt“ oder nur auf Vorhaltungen der Polizei geantwortet, die ihm gelegentlich Einzelheiten erzählt hätten. Selbst die „Erleichterung nach dem Geständnis“ sei nur eine „vorgetäuschte Empfindung“ gewesen. Zumindest eins kann er heute noch bestätigen: daß sie „Wohnung und Arbeitsplätze wegnehmen“, das stört ihn an den „Asylanten“. Michael Brendel