Gewalt auf dem Campus

■ Wachschutz gegen streikende Studis

Zu handgreiflichen Auseinandersetzungen kam es gestern an der Freien Universität, wo Hunderte Studierender zu Protesten gegen die Berliner Hochschulpolitik zu mobilisieren versuchten. Die angekündigte Blockade von Rost- und Silberlaube wollten private „Wachschützer“ mit Gewalt auflösen. Die Sicherheitsleute sollten im Auftrag der FU-Leitung den Haupteingang „K-Straße“ der Rostlaube offenhalten.

Die Blauhemden vom „Industrie- und Handelsschutz“ mißverstanden ihren Auftrag offenbar als Rückeroberungsbefehl. Mehrmals versuchten sie, den anfangs nur von studentischen Streikposten gesicherten Eingang zu durchbrechen. Die später aufgebauten Barrikaden räumte eine zweite Wachmannschaft weg, ließ aber davon ab, den Zugang zur „K-Straße“ freizumachen. „Es hat keinen Sinn mit den Kräften, die wir hier haben“, begründete einer der Wachmänner. Beteiligte berichteten, daß zwei blockierende Studentinnen von Wachschützern mit Gewalt in deren Büro gezerrt worden seien. Die beiden Frauen wurden durch die Hintertür wieder hinausexpediert. Die studentische Wut richtete sich gestern gegen Kurt Zegenhagen von der FU-Verwaltung. Augenzeugen berichteten, er habe die Wachschützer geradezu aufgefordert, körperliche Gewalt gegen Studierende anzuwenden. Die Videozeitung hat nach eigenen Angaben die Übergriffe dokumentiert. Beim „Spartag“ im Innenhof der Uni kritisierten Studierende den Hochschulstrukturplan von Wissenschaftssenator Erhardt (CDU). Die darin vorgesehene Reduzierung von 10.000 Studienplätzen allein an der FU könne nur durch verfassungswidrige Zulassungsbeschränkungen erreicht werden. Der Plan, den das Abgeordnetenhaus demnächst beschließen will, stelle das „Grundrecht auf freie Bildung in Frage“, sagte eine Studentin. Auch die FU hat offiziell in ihrem Akademischen Senat (AS) dem Hochschulstrukturplan prinzipiell zugestimmt. Die TU kam gestern nicht zu ihrer Stellungnahme. Die konservative „Fensterfraktion“ verließ den AS, weil ein Student einen Professor als „Brandstifter“ bezeichnet hatte. Neben dem Psychologischen Institut sind inzwischen auch die Philosophie, die Chemie und die Ethnologie besetzt. Bei den SonderpädagogInnen geht es inzwischen gänzlich ums Überleben. Heute, 15 Uhr, soll der Fachbereichsrat der Erziehungs- und Unterrichtswissenschaften die Auflösung dieser Schwerpunktrichtung der Diplom-Pädagogik beschließen. Christian Füller