Bosnier sprengen Ring um Travnik

■ Kroatische Truppen geben Blockade auf / Tausende Menschen fliehen zu den serbischen Stellungen

Sarajevo/Zagreb (AFP/AP/dpa) – Offenbar ist es der mehrheitlich aus Muslimanen bestehenden bosnischen Armee gelungen, die Umzingelung durch kroatische Artillerie auf den Hügeln um die Stadt Travnik (siehe Foto oben vom November 1992) zu beenden. UN-Beobachter meldeten das Vorrücken bosnischer Einheiten in das benachbarte Lasva-Tal und heftige Kämpfe um zahlreiche Dörfer dieser Gegend. UNPROFOR-Kommandeur General Philippe Morillon verhandelte mit moslemischen und kroatischen Militärs in Kiseljak über eine Einstellung der Kämpfe. Erst dann, so Morillon, könne der UN-Aktionsplan für die Sicherheitszonen funktionieren. Die Städte Travnik, Turbe und Zenica seien am Mittwoch völlig unter der Kontrolle der Moslems gewesen.

Das Internationale Rote Kreuz (IKRK) kümmerte sich nach eigenen Angaben um vertriebene kroatische Soldaten, die sich den Serben ergeben haben und in das Lager Manjaca gebracht wurden. Die Serben hätten außerdem dem IKRK erlaubt, 3.500 Frauen und Kinder aus Travnik nach Kroatien zu evakuieren. Übereinstimmenden Angaben zufolge suchten Tausende Menschen vor der bosnischen Armee Zuflucht bei serbischen Einheiten in der Umgebung.

Der bosnische Präsident Alija Izetbegović entmachtete den bisherigen Armeechef Sefer Halilovic, der zum Hindernis für mögliche Waffenstillstandsverhandlungen mit den Kroaten geworden war. In den USA stieg unterdessen der Druck auf die Regierung von Präsident Bill Clinton, den Krieg mit militärischen Mitteln zu ersticken. Der Auswärtige Ausschuß des US- Repräsentantenhauses forderte die Aufhebung des UNO-Waffenembargos gegen Bosnien-Herzegowina. Die Ausschußmitglieder befürworteten auch, der Regierung in Sarajevo bis zu 200 Millionen Dollar Militärhilfe zu gewähren.

Die von kroatischen und einigen westlichen Medien verbreiteten Berichte über Massaker und Übergriffe der Moslems gegen kroatische Zivilisten und Soldaten wurden von den Friedenstruppen der UN in Zagreb nicht bestätigt. Derartige Berichte lägen ihnen nicht vor. Siehe auch Seite 2

Bericht aus Travnik Seite 9