Auf allen sieben Weltmeeren ...

■ . . . arbeitet das Bundesamt fürSeeschiffahrt und Hydrographie — seit 125 Jahren

Ein Tanker mit 40 000 Tonnen Rohöl an Bord schlägt in der Nordsee vor Langeoog leck. Die gesamte Ladung ergießt sich ins Meer. Wohin treibt der Ölteppich? Welche Gebiete werden von der schmierigen Pest bedroht?

Eine erfundende Geschichte, doch sie könnte jeden Tag Realität werden. Das Bundesamt für Seeschiffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg ist Spezialist für Probleme solcher Art. Per Computersimulation ist es Wolfgang Schönfeld aus der Abteilung Meereskunde möglich, die wahrscheinliche Ausbreitung einer Ölpest darzustellen.

„Aber auch den sogannten Driftweg eines über Bord gefallenen Menschen können wir berechnen“, erläutert Schönfeld. Solche Daten werden im Notfall an die Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger übermittelt, so daß diese gezielt suchen kann.

Das heutige Bundesamt für Seeschiffahrt und Hydrographie entstand bereits vor 125 Jahren aus der Norddeutschen Seewarte. Vorrangige Aufgabe damals war die Sicherung und Abkürzung der ozeanischen Seewege um dann Segelanweisungen herauszugegeben, die den Schiffen kürzere Reisezeiten und damit geringere Kosten ermöglichten. Auch heute noch ist die Seevermessung und das Zeichnen von Seekarten eine der Hauptaufgaben des BSH. Doch weniger, um kürzere Reisezeiten zu ermitteln, sondern um unter anderem Wracks oder geologische Veränderungen des Meeres zu ermitteln. Sieben Schiffe bereisen eigens dafür die Ozeane der Welt. Die „Gauss“ beispielsweise startet am 12. Juni zu einer Forschungsreise nach Kanada, bei der die Meeresverschmutzung untersucht werden soll.

Diesen Monat erst gab das BSH eine Bestandsaufnahme und Bewertung über Chemische Kampfstoffmunition in der Ostsee heraus.

Allein im Bornholmer Becken vermutet das Bundesamt eine Kampfstoffmenge zwischen 5300 und 6500 Tonnen. Dazu zählen unter anderem Clark, Zählost und S-Lost. Letzteres kann die Erbsubstanz schädigen und Krebs auslösen.

Am Sonnabend den 12. Juni lädt das Bundesamt für Seeschiffahrt und Hydrographie zum Tag der offenen Tür ein. Von 10 bis 18 Uhr können Interessierte sich die Darstellung der Belastung von Nord- und Ostsee oder die Prüfung von Kreiselkompassen auf der Schaukelbahn ansehen. An den Landungsbrücken sind die Forschungs- und Wracksuchschiffe „Atair“ und „Gauss“ zu besichtigen. Wer will, kann sogar selbst einen Öl-Unfall simulieren und die Folgen seiner Untat auf dem Computer betrachten. Andrew Ruch

BSH, Bernhard-Nocht-Straße 78, Telefonnummer: 31 90-0