: Hinten raus kommt wieder nur Scheiße
■ KETA entwässert und trocknet Klärschlamm rund um die Uhr / Reduzierung von Lagermengen und Kosten
rund um die Uhr / Reduzierung von Lagermengen und Kosten
Mit dem in Hamburg produzierten Klärschlamm ließe sich einmal pro Woche das Volksparkstadion verfüllen. Bis 1983 wurde der Mist einfach in die Nordsee gekippt, später dann nach Schönberg gefahren. Noch vor zwei Jahren waren das 232 000 Tonnen in 12 700 Lastkraftwagen. Jetzt werden die Fäkalienabfälle aus den Klärwerken Köhlbrandhöft und Dradenau um zwei Drittel reduziert. Gestern wurde die Klärschlammentwässerungs- und trocknungsanlage (KETA) von der Anlagenbaufirma Babcock übergeben.
Zweck der 105 Millionen Mark teuren KETA ist die Verringerung des Klärschlammvolumens. Eine Reinigung ist mit der mechanischen und thermischen Behandlung in der rund 2500 Quadratmeter großen Halle auf dem Köhlbrandhöft nicht verbunden. Im Gegenteil: „Aus einer großen Menge mit einer bestimmten Belastung wird eine kleine Menge mit entsprechend höherer Belastung“, kritisiert Thomas Kleineindam vom Umweltreferat der GAL. „Es wäre sinnvoller, die Schadstoffe am Ort der Entstehung auszufiltern.“
Das soll nach Angaben von Umweltsenator Fritz Vahrenholt auch geschehen: „Bis jetzt haben 1012 Betriebe ihre Abwassereinleitung umgestellt.“ Hauptsächlich Zahnarztpraxen und chemische Reinigungen, von denen jeder einzelne von der Umweltbehörde überprüft worden sei. Auch sonst läßt sich laut Vahrenholt die Ökobilanz von KETA sehen: „Es gibt jetzt nur noch 4500 LKW-Fahrten nach Schönberg, zwei Drittel weniger als in den Jahren zuvor.“ Der Wasseranteil des Klärschlamms wird von 97 Prozent auf 45 Prozent reduziert. „Gleichzeitig haben sich die Kosten für die Deponierung um rund 10 Millionen Mark verringert“, so der Umweltsenator. Ohne KETA würde Hamburg statt der jetzt 24 Millionen fast 68 Millionen Mark zahlen müssen.
Das „technische Wunderwerk“, in dessen Inneren 200 Kilometer Kabel verlegt und 510 Meßstellen installiert sind, hat 30 Mitarbeiter, die rund um die Uhr tätig sind. Von Faultürmen kommt der Klärschlamm in eine Zentrifuge, wird geschleudert. Das restliche Wasser wird durch Erhitzung mit Wasserdampf entfernt. Das System hat sich seit eineinhalb Jahren im Probebetrieb bewährt. Doch keine Technik ohne Schwachstelle, auch
1KETA hat einen wunden Punkt. Durch unachtsam in das Abwasser geworfene Wattestäbchen werden die Röhren der Pumpen verstopft.
1Immer wieder muß deshalb eine der sechs Anlagenstraßen abgeschaltet werden. Die Ingenieure suchen nach Lösungen. Außerdem
1soll KETA eine Schwester bekommen: VERA wird in einigen Jahren den entwässerten Klärschlamm verbrennen. Torsten Schubert
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