Feilschen um Kleckerbeträge

■ Der erste "WeltKulturSommer" war eine Geburt mit Komplikationen

war eine Geburt mit Komplikationen

Eine Gruppe aus Zimbabwe tanzt im Museum für Völkerkunde. Eine südafrikanische Theaterproduktion gastiert auf Kampnagel. Orientalische Folklore erklingt in der Werkstatt 3. Musik aus Osteuropa, Afrika und dem Orient bietet das Festival der Weltmusik im Stadtpark. In den kommenden Wochen zeigt sich Hamburg multikulturell. Die Initiative dazu ging von der Hamburger Kulturbehörde aus. Sie regte an, bestehende Projekte des Kulturaustausches zu bündeln, und gab etwas Geld für neue. Herausgekommen ist der Welt Kultur Sommer, ein locker verbundenes Festival, das Vertretern fremder Kulturen ein jährlich stattfindendes Forum bieten soll.

Viele Gruppen haben die Idee auch freudig aufgegriffen. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen: Vielzahl und Vielfalt der Veranstaltungen sprengen das bekannte Maß. Trotzdem sind bei vielen Beteiligten leichte Bauchschmerzen nicht zu verleugnen. In der Werkstatt 3 sieht man die Gefahr, daß das Festival einen reinen Konsum- Charakter annehmen könnte. Michael Batz, Dramaturg auf Kampnagel, hinterfragt vor allem das summarische Konzept des Festivals. Viele verschiedene Veranstaltungen stünden nebeneinander, ohne daß Möglichkeiten einer Begegnung verschiedener Kulturformen gegeben seien.

Außerdem könne es ja nicht darum gehen, fremde Kulturen nur in Form von Gastspielen abzuhandeln. Jeder achte Einwohner der Hansestadt ist nichtdeutscher Herkunft. Denen sei mit Toleranzbekundungen allein nicht gedient. Sie bräuchten konkrete Auftrittsmöglichkeiten und Produktionsbedingungen.

Es scheint so, als habe sich die Kulturbehörde trotz guten Willens allzusehr von einer beliebigen Multi-Kulti-Vorstellung leiten lassen. Zudem überforderte die Zusammenarbeit mit den Organisationen gelegentlich die Sensibilität deutscher Beamter. Die Deutsch-Ägyptische Gesellschaft weiß von Feilschereien um Kleckerbeträge zu berichten. Und die Afrikanische Union Hamburg gewann den Eindruck, daß es der Kulturbehörde am wichtigsten war, das Bild einer toleranten, weltoffenen Metropole zu zeichnen.

So ist denn der Welt Kultur Sommer eine begrüßenswerte Einrichtung — mit einigen Mängeln in der Organisation. Doch die könnten, da sind sich alle Beteiligten einig, im nächsten Jahr behoben werden. Allerdings sind Haushaltsmittel dafür noch nicht gesichert. Dirk Knipphals