■ Die Zaungäste von U 2
: Umsonst und draußen für Genießer

Die Zaungäste von U 2

Umsonst und draußen für Genießer

Draußen war's viel gemütlicher! Die Zaungäste rund ums Weserstadion hatten die Ruhe weg, während die Kartenbesitzer im Stadion am Mittwoch abend für viel Geld stundenlang und dichtgedrängt herumstanden oder sich auf den Schalensitzen wundsaßen und nur dann eine Chance auf ein bißchen Bequemlichkeit bekamen, wenn sie ohnmächtig aus dem Gedränge gezerrt wurden und sich ein paar Minuten im Sanitätszelt ausruhen durften. Vom Sielwallanleger bis zum Stadion saßen und lagen Tausende im Gras zum nun schon traditionellen Massenpicknick bei Massenkonzerten. Wie schon bei Dire Straits oder den Bee Gees war der Deich voll kiebitzender Mithörer, die in Grüppchen oder Paaren die Abendstimmung genossen. Man konnte zwar Bono und die „Toten Hosen“ nicht sehen, dafür aber viele Bekannte treffen. Das ganze Viertel schien auf Decken am Deich zu liegen und bei Essen, Trinken und eher nebenbei auf die Musik zu hören.

Dabei war in Höhe des Ambiente die Akkustik durchaus passabel und im Stadionbad konnte man auf einer „Moonlight-Party“ sogar bei bestem Sound am Schwimmbecken seine Würstchen grillen. Wer frech und geschickt war, konnte von der Hinterseite aus das Stadion auch ohne Eintrittskarte entern. Bei Einbruch der Dunkelheit wurden einige Lagerfeuer entzündet, und der Fußweg entlang der Weser verwandelte sich in eine Promenade mit fast südländischem Flair, auf der Hunderte hin-und herwandelten, um zu sehen und gesehen zu werden.

Nach Ende des Konzerts konnte man hier auch mit absoluter Sicherheit das zahlende Publikum von den Flaneuren unterscheiden: Die einen schienen alle auf die gleiche Stimmung gepolt zu sein — müde, abgespannt und hektisch. Sie hatten hart an ihrem Vergnügen gearbeitet. Entspannt lächelnd sah man dagegen vor allem die Zaungäste. Willy Taub