Gegen den Strom

■ betr.: " ...aus dem Kapitalismus rausmarschieren", taz vom 28.5.93

betr.: „...aus dem Kapitalismus rausmarschieren“, taz vom 28.5.93

Zu Recht moniert Gerd Nowakowski die zu lässige Moderation und, dadurch verursacht, zu lange Monologe auf dem Podium.

An ihrer Zielrichtung, globale Gesellschaftskritik und kleine Schritte hin zu alternativen Lebensformen zusammen zu deuten und zusammen zu diskutieren, halte ich aber gegen Gerd Nowakowski entschieden fest. Der absehbare Untergang des industriellen Zivilisationsmodells ist nicht zu leugnen: Wenn Maria Mies aus ökofeministischer Sicht und Rudolf Bahro aus ähnlichem, mitnichten „ökofaschistischem“ Denken dies ungeschminkt erklären, so verbinden sie das mit einer ernsthaften Suche nach Auswegen.

Bahro nennt das etwas hochtrabend eine „Neukonstruktion von Gesellschaft“, einfacher würden wir das vielleicht ein Zusammenleben in überschaubaren, staatsfreien Gemeinschaften nennen, die eine denkbar große Autonomie, Selbstbestimmung und wirtschaftliche Selbstversorgung anstreben. Solche utopischen Entwürfe schwimmen immer gegen den Strom – im Kapitalismus wie im Staatssozialismus werden sie als Anachronismus, Träumerei oder Aussteigertum bekämpft oder belacht.

Es macht Sinn, Ideen kommunitärer Lebensformen nicht nur in abstractor darzulegen, sondern ihre Umsetzung dort, wo sie leben, zu prüfen und anzugehen: also im Raum Brandenburg – Berlin. Für Projekte des ökologischen Landbaus sollte die Veranstaltung das leisten. Daß diese Art des Landwirtschaftens „an sich“ keine alternative Lebensform, aber mit Selbstversorgungsgemeinschaften durchaus vereinbar ist, war ein Ergebnis der bestrittenen Veranstaltung. Allein das lohnt ein Weitermachen: am Mittwoch, den 23.6. um 19 Uhr im Abgeordnetenhaus. Hartwig Berger,

umweltpolitischer Sprecher der

Fraktion Bündnis 90/Grüne

Ja, nun bellen die betroffenen Hunde. Wie kann man aber auch von einem Menschen verlangen, seinen Buckel krummzumachen für sein täglich Brot. So etwas kann doch nur einem „grünen Adolf“ einfallen. Au ja, es schimpft sich so leicht auf jemanden, der eventuell selber noch nie Schwielen an den Händen hatte, sie aber als einzigen Ausweg preist. Und doch nährt das selbstgebackene Brot am besten Magen, Herz und Hirn. Auch sein Preis wird dadurch bekannter. Daß die Stadt nicht ökologisierbar ist, dürfte bei näherem Hinsehen überhaupt keine Frage darstellen. Stadtökologie kann immer nur eine Symptombehandlung darstellen. Die Frage aber ist doch: Was und wie schnell ist es ökologisierbar?

Aber das wohl Irrsinnigste an Eurem Artikel ist, was der agrarpolitische Sprecher der Brandenburger Grünen, Jens Siebert, vom Stapel gelassen hat. „Einen Ausweg aus der hohen Arbeitslosigkeit sei der ökologische Landbau schwerlich. Weil in Brandenburg die Böden von sehr schlechter Qualität seien, seien auch bei einem nicht auf Massenproduktion ausgerichteten ökologischem Landbau teilweise 100 Hektar nötig, um eine Arbeitskraft zu ernähren.“

[...] Sicherlich gibt es in Brandenburg auch „schlechte“ Böden, aber die kann man doch gut und gerne durch Schweiß und Elan aufarbeiten (zum Beispiel Marienhöhe). Wir sind eine fünfköpfige Vegetarierfamilie (drei Kleinkinder) und ernähren uns größtenteils von einem halben Hektar Land. Dummerweise sind wir von Intensiv-Anbauland umgeben, wo jedes Bodenleben erloschen ist. Und so haben wir auch die Schädlinge von 20 bis 30 Hektar Land bei uns zu Gast, und diese stellen unser größtes Hindernis dar. M. und U. Gerullies