Von Drachenkunst und Drachensport

■ Früher ein Herbstvergnügen für Kinder, mutierte das Drachenfliegen zu einer kostspieligen und reglementierten Sportart

zu einer kostspieligen und reglementierten Sportart

Früher waren Herbsttage immer auch Drachentage. Wer erinnert sich nicht an das Gefühl, wenn der erste selbstgebaute Drachen in die Luft stieg. Heute schwirren die bunten Böenreiter zu jeder Jahreszeit und erinnern in der Form nur noch selten an die von Kinderhand geklebten und bemalten Flieger.

Inzwischen ist aus dem Spiel ein Sport mit eigenen Regeln und Cluborganisationen geworden. Und damit natürlich auch ein Geschäft: Ein wettbewerbsfähiger Drache steht und fällt buchstäblich mit dem richtigen Knowhow. Die „Swallowtails“, und „Brontos“, die „Sky Darts“, „Spyro Jets“ und wie die zahlreichen Artgenossen auch heißen mögen – alle sind sie in jahrelanger Detailarbeit ausgebrütet worden. Mittlerweile gibt es über 300 Fachgeschäfte, meistens mit eigener Werkstatt, in der abgestürzte Turbo-Drachen wieder aufgepäppelt werden.

Die „Segel“ moderner Drachen bestehen aus sogenanntem Spinnaker-Nylon – besonders leicht und mit extremer Festigkeit. Das „Skelett“ bilden Stäbe aus Kohlefaser oder Glasfiber. Beide Materialien sind stabil und dennoch sehr leicht.

Wie man das Hobby richtig in den Griff kriegt, darüber entscheidet auch die Wahl der geeigneten Haspel. Je nach System werden die beiden Flugleinen dabei mit einfachen Griffhaspeln, praktischen Ringspulen, noblen „Power Grips“ oder robusten Schlaufen gehalten.

Bei den Schnüren zeigt sich bereits die enorme Vielfalt unterschiedlichster Typen und Formen. Wer etwa mit einem diamantförmigen Lenkdrachen einzusteigen gedenkt, ist mit gedrehten Polyesterschnüren gut bedient. Zwar reagiert das Flugobjekt mit diesen nicht ganz so präzise wie bei Verwendung sogenannter Dyneema-Fasern – letztere sind dafür teurer.

Zu den Kosten: Rund 50 bis 150 Mark muß der Drachen-Debütant investieren, um ein flugbereites Exemplar zu erwerben. Wer auf eigene Bastelfähigkeiten setzt, kommt mit dem halben Betrag aus. Trotz guter Bauanleitungen sind gewisse Vorkenntnisse nur von Vorteil.

Natürlich muß es nicht unbedingt gleich ein sportlicher Lenkdrachen sein: Ob kantig-dynamische Luftakrobatik oder weicher Kurventanz – jeder Drachenfan hat die Auswahl zwischen ungezählten Typen. Vom „Kampfdrachen“ über den Schlitten- bis hin zum dreidimensionalen Kastendrachen oder sogar einem Vierleiner sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt.

Übrigens hat Hamburg ein eigenes Flugfeld. Drachenflugtage sind immer am letzten Sonntag im Monat. Erreichbar ist das Feld über die Autobahnabfahrt Bergedorf oder S-Bahn „Mittlerer Landweg“.

Gleichgesinnte und Helfer finden Interessierte beim Drachenclub Deutschland e.V., Postfach 10 17 07, wenden. Silvia Hinrichs/Tomas Jeckel