Soundcheck

■ Sebadoh / Jungle Brothers / Chris Isaack

SOUNDCHECK

Gehört: Sebadoh. Während Matthäus & Co. in Washington über den Rasen krochen, nahm sich das kauzig-liebenswerte Independent-Trio Sebadoh am Donnerstag abend im Knust lange Pausen zwischen den Stücken — hier wie dort herrschten circa 45 Grad mit entsprechender Luftfeuchtigkeit. Ex- Dinosaur-Jr.-Bassist Lou Barlow und seine beiden Freunde spielten ihre charmanten Pop-Stücke und die Frickel-Schnipselchen, während ihnen und dem Publikum im überfüllten Knust Schweiß-Sturzbäche über die Stirn flossen. Warum ist solch' unprätentiöse Nischenmusik plötzlich so beliebt? Warum ist die Ozonschicht zerstört, das Weltklima aus den Fugen? Warum habe ich vor dem Konzert geduscht? Mit solchen Fragen verließ der Rezensent umständehalber und genußunfähig den Ort des Geschehens. Holger In't Veld

Morgen abend: Jungle Brothers. Als Teil des informellen Zirkels von Rap-Gruppen, die sich unter der Bezeichnung „Native Tongue“ etwas geistvoller mit kultureller Herkunft und schwarzem Selbstbewußtsein beschäftigten als die „Hau-drauf-is-Scheiße“-Fraktion des HipHop, fanden die Jungle Brothers schon mit ihrem ersten Album 1988 heftigen Anklang bei der Kritik. Schon Straight Out Of The Jungle zeigte, daß das Samplen von fremden Pattern nicht nur billiger Zierat sondern Verständigung über die eigene Vergangenheit bedeuten kann. Das Verpflanzen des Erbes aus Jazz, Soul und Blues in Zusammenhänge des HipHop kennzeichnet in noch stärkerem Maße auch ihre neue Platte J. Beez Wit The Remedy. Musikalisch ist sie das wohl ausgereifteste Werk, die Pop- Lyrics treten stärker in den Vordergrund — ohne die Variationen über das Thema „Schwarz sein in Amerika“ zu diskreditieren. tlb

Docks, 21 Uhr

Morgen nachmittag: Chris Isaak. San Francisco Days, Chris Isaaks viertes Album, ist noch eine Spur süßlicher geraten, als seine drei vorherigen weißen Rock'n'Roll- Werke. Schmeichelnd, herzerweichend und manchmal fast aseptisch rekapituliert der gedankliche Elvis- Ziehsohn Isaak den amerikanischen Mythos des 50er-Jahre-Teds, der nur aus Versehen für einen Rebell gehalten wurde, aber in Wirklichkeit so weich und sensibel war, daß man zwanzig Jahre später die Kategorie Softie für diesen Charakter erfinden mußte. Trotzdem ist Isaak ein Vollblut-Musiker, der auch etwas vom dickflüssigeren, schwarzen Blues weiß. Durch die feinen Risse der Rock'n'Roll-Statue leuchtet immerhin die menschliche Sonne, demnächst auch im Kino bei Bertolucci und Lynch. tlb

Stadtpark, 15.30 Uhr

Außerdem: Die arbeitende Bevölkerung liebt Ace Of Base. Wenn aus den Büroradios dringt, daß alles was „Sie“ will, ein neues Baby ist, geht die Arbeit gleich doppelt so schnell von der Hand. Sonntag, Große Freiheit, 20 Uhr

Ronald Reagans Lieblingsband ist heute in der Stadt. Die Ex-Strand- Haubitzen finden auf keinem Surfbrett mehr Platz, deswegen müssen die Beach Boys in die Sporthalle. Sonntag, 20 Uhr

Der Experimentator Fred Frith ist auch wieder da! Sonntag, Fabrik, 21 Uhr