Uni Oldenburg baut Krebsregister auf

■ Zweijähriges Pilotprojekt für gesamte Republik

Uni Oldenburg baut

Krebsregister auf

Zweijähriges Pilotprojekt für gesamte Republik

In Niedersachsen soll trotz des noch ausstehenden Bundesgesetzes für Krebsregister landesweit eine Datensammlung über Krebserkrankungen aufgebaut werden. Während einer zweijährigen Pilotphase soll das Informatik-Institut Offis an der Universität Oldenburg Standort der Datensammlung sein.

Wie das Sozialministerium in Hannover dazu am Freitag mitteilte, erkranken in Niedersachsen jährlich etwa 33.000 Menschen neu an Krebs. 23,5 Prozent aller Todesfälle waren 1991 auf eine derartige Erkrankung zurückzuführen. Krebs war damit die zweithäufigste Todesursache.

Der Informatiker Hans-Jürgen Appelrath und der Onkologe Hans-Jochen Illiger haben in der Oldenburger Datenbank seit 1987 etwa 13.000 Datensätze über Krebserkrankungen und -todesfälle der Weser-Ems-Region gespeichert. Sie sollen Basis für die landesweite Erfassung von Krebserkrankungen sein. Das Ziel einer zuverlässigen Forschung über Krebsursachen und damit einer verbesserten Therapie und Bekämpfung der Krankheit könne erst erreicht werden, wenn 90 Prozent aller Erkrankungen registriert seien, hieß es bei der Vorstellung des Projekts in Oldenburg. Um Datenschutzauflagen zu gewährleisten, sei ein spezielles Chiffriersystem entwickelt worden, das zur Zeit noch erprobt werde.

Beklagt wurde die mangelnde Kooperationsbereitschaft einiger Ärztegruppen, sich an der freiwilligen Weitergabe von Patientendaten zu beteiligen. Als Anlaufzeit für das Krebsregister wird mit acht Jahren gerechnet. Für die zweijährige Pilotphase steht eine Million Mark zur Verfügung.

Die Bundesrepublik gilt nach Angaben der Oldenburger Datensammler auf dem Gebiet der Krebserfassung als Entwicklungsland. Lediglich das Saarland verfüge bislang über ein Krebsregister, das internationalem Standard entspricht. Nur wenn Kinder krebskrank werden, wird dies epidemiologisch erfaßt und ausgewertet. dpa/taz