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Der Topf als Fettnapf

■ Theaterdonner über dem Kulturhaushalt: Streit der Deputierten um Trüpels ersten Wurf

Das Theater geht weiter — mit welchen Mitteln auch immer. Die Sparvorschläge der Kultursenatorin jedenfalls stoßen bereits bei ihrem ersten Anlauf zu einem tragbaren 94er Haushaltsentwurf auf die Kritik der parteieigenen Kulturexperten. Um 2,6 Millionen Mark will Helga Trüpel die Zuschüsse zum Theater kürzen — zu Lasten der künstlerischen Arbeit, wie die SPD befürchtet: „Wie sollen wir da einen neuen Intendanten finden?“, rätselt u.a. der Kulturdeputierte Manfred Fluß. Trüpels Streichvorschläge nämlich würden „voll auf den Künstlertopf durchschlagen, mit dem der neue Intendant operieren müßte“, mutmaßt Fluß — „schlechte Startbedingungen“ für den Heyme-Nachfolger.

Rat weiß die FDP: Weniger Bombast, mehr Raum für den Nachwuchs — wenn er nur sparwillig ist. Thomas Becker jedenfalls kennt „eine Menge junger Regisseure, die mit geringeren Mitteln gutes Theater machen können“. Sparen ließe sich ohnedies eher an den „festen Kosten“ des Hauses. Natürlich nur, wenn zuvor einige interne Abteilungen privatisiert würden — das Kostümeschneidern und Kulissenzimmern z.B. ließe sich nach Beckers Ansicht in fremde Hände geben.

Aber auch dem abgängigen Ernst-Waldau-Theater will die SPD eine letzte Lanze brechen. Dabei gibt es „für das niederdeutsche Theater ein großes Bedürfnis", mutmaßt Fluß. Statt zu streichen, müßten erstmal „Auffangkonzepte" entwickelt werden. Für diskutabel hält die SPD schließlich das, was sie als „falsche Taktik“ Trüpels auslegt. Nämlich: die Abschiebung von bisherigen Kulturposten in die Verantwortung anderer Ressorts. Nur durch diesen Kunstgriff sei Geld für jene Initiativen freigeworden, mit deren Förderung sich die Senatorin schmücken möchte: Schlachthof, Lagerhaus, Shakespeare Company und die Kulturläden.

Aus anderen Töpfen soll hingegen das nötige Kleingeld für das Kito, die Breminale, das Musikfest und die Stiftung Barkenhoff geschöpft werden. Wobei sich, nach SPD-Lesart, mancher Topf als Fettnapf erweisen könnte. Denn wenn die Lottomillionen nicht recht fließen, oder das heißbegehrte WAP-Geld anderweitig ausgegeben wird — was dann? Ergo: Vor der Kür müßten die „Kernaufgaben“ der Kultur im Haushalt festgeschrieben werden.

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