„Genug leerstehende Häuser“

■ Initiativen besetzen Häuser für die Unterbringung von Flüchtlingen

Einst saß ein Änderungsschneider hinter dem Fenster, doch das ist lange her. Seit Jahren steht das zweistöckige Haus in der Gröpelinger Heerstraße gegenüber der Feuerwache 6 leer. Seit gestern prangt ein großes Transparent quer über der Front: „Hier Leerstand — eigene Wohnhäuser für Flüchtlinge.“

Auf diese symbolische Weise haben gestern Mittag mehrere Initiaven gegen Fremdenfeindlichkeit sieben Häuser in Bremen „besetzt“: Sebaldsbrücker Heerstraße 139, 149, 175, — das letzere zwei Wohnhäuser mit ungenutztem Werksgelände dahinter — Schwarzes Meer 69, Weberstraße, Gröpelinger Heerstraße 121 und Stoteler Straße 4. Aufkaufen oder Beschlagnahmen: Das fordern die Initiativen vom Senat, und verweisen dabei auf das Kieler Sozialministerium, das jüngst ein großes Wohnhaus beschlagnahmt hatte.

Es gibt menschenwürdige Alternativen zum Wohnschiff, wenn man sie nur wollte, sagen die Initiativen aus Walle, Schwachhausen, Gröpelingen und der Uni sowie der Bremer Kampagne gegen Sammellager und das Anti-Rassismus-Büro. Keine Alternative jedoch, sondern „zynische Augenwischerei“, sei die Lettow-Vorbeck-Kaserne, da eben auch ein Sammellager.

Auf der Liste der Initiativen stehen noch mehr leerstehende Wohnhäuser, zum Beispiel mehrere offenbar sehr geräumige Villen in Schwachhausen, wie etwa Unter den Eichen 24, Brahmsstraße 24 oder das Hotel am Stern. Dort könnten jeweils mindestens 40 Menschen leben, sagt Franck Düvell vom Anti-Rassismus- Büro.

„Dabei sind wir gar nicht großartig herumgelaufen, um zu suchen“, erzählt eine Frau. Eher habe man im Vorbeilaufen Häuser aufgeschrieben, die seit Jahren leerstehen. Zum Beispiel in Gröpelingen die Werftstraße 35, Pastorenweg 149 p, Geeststraße 134, Ortsstraße 2 und ein Gebäude hinter der Feuerwache 6. Auch in anderen Stadtteilen fallen Leerstände auf, wie zum Beispiel Heinrich-Heine Straße 43, Prager Straße 51, Metzer Straße 4, Herzogenkamp 26, An der Gete 125 und Emmastraße 236. Nicht zu vergessen: Die alte Baumwollbörse in der Innenstadt. cis