■ Pokales Finale
: David gegen Goliath im Olympiastadion

Kurt Ruold, 57 Jahre, Frührentner

Natürlich drück' ich den Hertha- Amateuren die Daumen. Das ist doch die Chance für die Amateurfußballer, in den Berufssport reinzukommen. Daß das eine Berliner Mannschaft ist, spielt für mich keine Rolle. Heute sind die Mannschaften ohnehin international, da muß man über den Dingen stehen. Da sind ja auch Gastarbeiter drin, die in Berlin leben und Sport treiben.

Marion Küster, 38 Jahre, zur Zeit arbeitlos

Als Berlinerin drück' ich natürlich den Berlinern die Daumen. Aber eigentlich mag ich die Herthaner nicht. Die spielen nicht besonders gut. Ich habe eigentlich keine Verbindung zu Fußball. Klar, als Jugendliche war ich mal im Olympiastadion, aber durch die Krawalle und die vielen Besoffenen, die da rumhängen, bin ich ängstlich geworden. Da würde ich heute nicht mehr hingehen.

Ingolf Renkel, 35 Jahre, Tischler

Da ich jetzt 26 Jahre in Berlin lebe, würde ich mich natürlich freuen, wenn Hertha gewinnt. Auch, weil sie die vermeintlich Schwächeren sind. Generell finde ich es aber schöner, wenn die Leute selbst Sport treiben und sich nicht als Ersatz so ein Spiel anschauen. Außerdem geht es da doch nur noch ums Geld. Ich selbst bin starker Raucher und habe immer wieder Schwierigkeiten, mit Sport anzufangen.

Hans-Joachim Göbel, 57 Jahre, Rentner

Die Amateure müßten es eigentlich schaffen, wenn sie einen guten Tag erwischen. Ich bin früher immer zur Hertha gegangen, aber nach den ganzen Affären nicht mehr so oft. Ich bin auch deswegen für die Amateure, weil die Profifußballer völlig überbezahlt werden. Deswegen finde ich es auch gut, daß die Bayern nicht Meister geworden sind. Die sind so überkandidelt mit ihrem vielen Geld.

Bulent Yavuz, 16 Jahre, Fußballer

Ich bin für Bayer Leverkusen, weil die taktisch besser sind. Deswegen werden sie auch 1:0 gewinnen. Ob da eine Berliner Mannschaft spielt oder nicht, ist mir egal. Ich selbst spiele Fußball bei „Türkiyemspor“ in einer Jugendmannschaft. Das ist aber ein Idiotenverein. Deswegen werde ich bald zu „Blau-Weiß 90“ wechseln, die wollen mich haben. Die spielen in der Landesliga.

Jürgen Barth, 55 Jahre, Briefzusteller

Selbstverständlich bin ich als Berliner für Hertha. Außerdem ist das die erste Amateurmannschaft, die es geschafft hat, ins Polkalfinale zu kommen. Da sind wir doch stolz drauf, oder nicht? Ich fürchte aber, daß sie knapp verlieren werden, 1:2 oder so. Natürlich gehe ich am Samstag ins Olympiastadion. Ich habe früher schließlich auch selbst Fußball gespielt, da interessiert einen das doch.

Interviews: Ulrich Jonas

Fotos: Bente Givine